SVP-Politiker ersetzen „deutsch“ gerne durch „deutschsprachig“. Warum das nicht geht.
Die „deutschsprachigen“ Kinder haben ein Recht auf guten Unterricht in ihrer Muttersprache. Das sagt heute der Landessekretär der SVP den „Dolomiten“ zum Sprachenstreit an der Bozner Goetheschule. Natürlich haben die deutschen Kinder in Südtirol dieses Recht: Artikel 19 der Südtiroler Autonomie-Charta. Warum sagt der Mann denn „deutschsprachig“ und nicht einfach „deutsch“? Geh, deutsch, das klingt so streng, vielleicht sogar nazi. Ist es nicht. Die deutschen und ladinischen Tiroler südlich des Brenners haben ihren internationalen Schutzstatus als deutsche und ladinische Volksgruppe, nicht als so oder anders Sprachige. Freilich, aus Sicht des nationalen Einheitsstaates sind sie lediglich Sprachminderheiten. Deutsch-„sprachige“ und ladinisch-„sprachige“ Italiener halt, so wie es auch albanischsprachige oder arabischsprachige Bürger gibt.
Das Anhängsel „-sprachig“ macht aus einer Substanz ein Attribut, aus einem Wesen eine oft zufällige, jedenfalls untergeordnete Eigenschaft. Deutschsprachig ist wie blondfarben, dicknäsig, bleichgesichtig. Lasse ich mir die Haare färben, bin ich schwarzhaarig, lasse ich mir die Nase machen, nicht mehr dicknäsig. Aus Deutschsprachigen kann man leicht etwas anderes machen, ganz nach Mode.
Die politische Idee hinter „deutschsprachig“ ist eine woke. Man ist nicht italienisch, deutsch oder britisch. Man ist universaler Mensch mit diskreten, veränderbaren Attributen. Nur, wozu brauchen Attribute Schutz? Deutschsprachige Südtiroler sind nicht ein Deut schützenswerter als bosnischsprachige Südtiroler, klar? Sprache ist mithin nicht Identität, Tradition, Kapital, Erbe – Sprache ist ein technisches Verkehrsmittel, das je nach Bedarf und Belieben verändert und ausgetauscht werden kann.
Nicht nur woke, auch unpoetische Leute mögen das gerne so sehen (doch sie greifen zu kurz). Die Mander der Südtiroler Volkspartei wollen die Gralshüter des Tiroler Volkes im Hoheitsbereich der Republik Italien sein. Also sollten sie zur Identität der eigenen Volksgruppe stehen und dies sprachlich angemessen kundtun. Sonst wird das nix mehr mit dieser Südtirol-Autonomie.