Max und Moritz (c) Wilhelm Busch

Zwei Freunde gegen’s Edelweiss

Georg Dekas
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25. Januar 2023

Sie waren schon einmal Kollega und sind es wieder: Christoph Franceschini (vulgo Zucco) und Arthur Oberhofer (in arte Arob). Wie sich der Max und der Moritz der heimischen Medienszene takten.


 

Die beiden waren junge Draufgänger, als sie 1996 unter dem Schirm von Lentsch, Boato und Tribus die ‚Neue Südtiroler Tageszeitung‘ zum Laufen brachten. Und das wie!

Der Arob mit seinen BILD-triefenden Gerichtschroniken und den Ganoven-Geschichten, der CF mit seiner durchaus nützlichen Wühlarbeit, die in der Entschleierung der Machenschaften rund um die Vergabe von Kraftwerks-Konzessionen («SEL-Skandal») ihre Krönung fand.

Danach ist der Arob Redaktionschef in der Silbergasse geworden und der Christoph hat sich abgeseilt, nur um zwei Sabbatsjährchen später bei SALTO aufzutauchen, der digitalen Konkurrenz zur behäbig gewordenen, nicht mehr ganz so neuen Zeitung von Herausgeber Arnold Tribus. CF macht bei SALTO weiter, wo er bei der TAZ aufgehört hatte: den Mächtigen und Möchtegerns ordentlich auf den Sack zu steigen.

So gelingt es Franceschini, einen fast schon sicheren SVP-Bürgermeister-Kandidaten für Meran unmöglich zu machen. Der besagte Herr war für die Landes-SVP so etwas wie Reiter und Turm auf dem Schachbrett. Am liebsten aber beißt sich der CF seine Zähne an der Athesia aus. Seit immer hat er ihre beiden Chefs, die Gebrüder Michl und Toni Ebner im Visier. Stich ist ihm aber noch keiner gelungen. Doch ein Terrier gibt nie auf.

Flugs und unerwartet tut er sich mit dem Arob zusammen, als der nächste große Coup in Aussicht steht. Ein Fressen, das für zwei reichte, für «mehr als zwei», würde der Arob hier schreiben. Nun gut, die zwei Freunde reiten gegen’s Edelweiß. Gegen die ganze SVP? Nein, absägen wollten sie nur den schlechten Teil, den weißen Ritter wollten sie verschonen, im Gegenteil, ihm zu Hilfe eilen. Sie waren einer Verschwörung auf der Spur, gegen die der Hühnerspagat bei der Witwe Bolte Kinderkram war.

Einige Monate später hört das ganze politische Südtirol (und das sind alle) auf den Smartphones in Audiodateien hinein, auf denen die Elite Südtirols sich gegenseitig befetzt. «Freunde im Edelweiß» nannten die zwei Freunde ihr Aufdeckerwerk.

Das Material hatten die beiden Freunde von anderen Freunden erhalten, zum Zwecke des Zweckes. Der da war, Landeshauptmann Arno Kompatscher, dem weißen Ritter im Edelweiß, von seinen Widersachern zu befreien. Das Bubenstück gelang, allerdings zum Preis, dass die ganze SVP in eine existenzielle Krise gestürzt wurde – auch der zu Rettende. Und das ein Jahr vor den nächsten Landtagswahlen.

„Aber wehe, wehe, wehe,
Wenn ich auf das Ende sehe!!

(W. Busch)

Erschrocken mochten sich der Max und der Moritz der heimischen Medienszene ins Gebüsch verdrückt haben. Aber nicht, ohne den nächsten Streich auszuhecken. Oder zumindest den Schaden zu begrenzen, den sie mit ihrer Audio-Enthüllung angerichtet hatten. Zwei Freunde gegen’s Edelweiß, die gehen nicht unter. Und so sind die alten Kollega’s wieder vereint, wenn auch jeder auf seiner Schiene. Die Schlagzeilen auf SALTO und in der TAZ vom 25. Jänner scheinen zwillingsgetaktet zu sein. Seht her und vergleicht:

SALTO

Angriff auf die RAI – Die Freunde im Edelweiss haben sich auf RAI Südtirol eingeschossen. Mit Klagen und Eingaben soll kritischer Journalismus im öffentlichen Rundfunk mundtot gemacht werden – Von Christoph Franceschini 24.01.2023

NEUE S. TAGESZEITUNG

Die Rute im Fenster – Mit einer noch nie dagelegenen Klagewelle wollen die Freunde im Edelweiß den öffentlich-rechtlichen Sender Rai Südtirol einschüchtern – und die kritischen Medien mundtot machen – 25.01.2023 Titelseite Paper

Das nennt man getrennt marschieren und vereint schlagen. Und wer wird geschlagen? Natürlich ist es der «Tommy», der die Meldungen bildlich garnieren darf. Thomas Widmann der vom weißen Ritter im Edelweiß vom Hof gejagte Landesrat, der sich erdreistet hatte, in einem vertraulichen Telefongespräch den Freund der zwei Freunde als schlechtesten Landeshauptmann aller Zeiten zu bezeichnen.

Das vertrauliche Gespräch war aber nicht vertraulich. Es war von der Polizei abgehört worden, in Gerichtsakten gelandet und Schwupps, im Buch der zwei Freunde gegen’s Edelweiß veröffentlicht worden. Wie das geht? No ja.

Jedenfalls will sich Widmann jetzt zur Wehr setzen, wie es scheint. Was sein gutes und heiliges Recht ist. Aber Max und Moritz wittern bereits wieder einen Streich. Und sie sind Meister darin. Aus der angeblichen Klage gegen unredliche Berichterstattung basteln die zwei bösen Buben eine Verschwörung gegen die heilige Kuh RAI, Radio Televisione Italiana, Abteilung Kessler.

Es ist dies der gute alte Sender Bozen, der, aufgepeppt und gemästet, laut F-Parteichef Leiter-Reber vom Steuer- und Gebührenzahler an die 40 Millionen Euro einsteckt, und nicht einmal ein Gremium hat, das dem Aufsichtsrat einer Firma entsprechen würde. Ein Manko, das an sich schon unerhört ist, aber im Freundeskreis außerhalb des Edelweiß wohl keine Bedenken hervorruft. Stattdessen rufen die zwei Freunde ihren Freunden in den Öffis zu: «Da will jemand den Ast absägen, auf dem ihr sitzt!» Wer weiß, wie viele RAI-Gehälter da ins Schwitzen kommen.

Die neu gefundene Trautsamkeit geht weiter. Franceschini & Oberhofer bohren noch ein Loch an der zweiten Wand des Hühnerstalls. Hier:

SALTO

Wir für Philipp – Der Spenden-Untersuchungsausschuss des Landestages entwickelt sich immer mehr zur Farce. Jetzt hat Karl Zeller dem SVP-Obmann Philipp Achammer ein dickes Ei gelegt. Von Christoph Franceschini 25.01.2023

TAZ

Kommissar Knoll – Der U-Ausschuss zu den SVP-Wahlspenden sucht nach dem Maulwurf – und macht sich immer mehr zur Lachnummer – 25.01.2023 Paper Titelseite

Nein, zum Lachen ist das nicht, weil das politische Muster dahinter klar erkennbar ist. Die beiden Freunde außerhalb des Edelweiß und ihr stiller Helfer müssen ihres Schützlings Kontrahenten kalt stellen, damit die ganze Buch- und Audio-Aktion nicht völlig zum Schuss nach hinten gerät. Wir, der Willi Busch und der Unterfertigte, sind auf die Fortsetzung der Geschichte und die neuen Streiche gespannt.


 

Zum Nachtisch noch a kloans Kosterle.

Just der Artikel, mit dem Franceschini seine Breitseite gegen Widmann abfeuert, steht hinter einer neuen Bezahlschranke, die SALTO mit den Worten begründet: «Wir arbeiten hart für eine informierte Gesellschaft und müssen diese Leistung finanziell stemmen».

Das RAI-Zeug ist reines Campaigning. Für Medienfeldzüge bezahlt normalerweise der Auftraggeber und Nutznießer, nicht das gaffende Volk. Und mit harter Arbeit und ‚finanziell stemmen müssen‘ sind die Freunde gegen das Edelweiß weißgottnicht nicht allein auf dieser Welt.

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