Heiss wettet auf ein Spitzenergebnis von Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der Landtagswahl im Oktober. Wegen abgehörter Telefone?
Sicher, er ist tüchtig, der Arno Kompatscher, und er mag auch nett sein zu den Seinen. Die Grünen mögen ihn jedenfalls sehr.
Heisse Wette
Hans Heiss hält auf salto.bz dem Wahlkämpfer AK elegant den Steigbügel hin. Fast schon überzeugend meint er: Kompatscher habe wenig auf die Reihe gebracht, aber die Herzen fliegen ihm zu. Heiss wettet: Die SVP werde im Herbst «schwächeln», Kompatscher jedoch werde super gewählt, «besser als 2018».
Das sehe ich ganz anders und halte dagegen. Und ich bin nicht allein.
Abgehörte Telefone
Denn was ich bei AK am wenigsten entschuldigen mag, ist die Sache mit den abgehörten Telefonen.
Der ganze Zirkus rund um die „Freunde im Edelweiß“ geht doch letztlich zurück auf abgehörte Telefone. Ich frage: Sind bespitzelte Telefone Grundlage für reife politische Entscheidungen? NEIN. (In der DDR schon, aber das war einmal).
Ich frage: Gehören vertrauliche Gespräche – von politisch oder privat Tätigen, ganz gleich – die fern jeder rechtlichen Relevanz sind, in ein Buch, das kommerzielles Schweinefutter für den geilen Pöbel ist? NEIN.
Allein die Tatsache, dass Lauschangriffe in Italien so leicht an die Öffentlichkeit kommen, dass Belauschtes sogar gekauft werden kann, ist ein Skandal ohnegleichen. Nehmt etwa diesen jüngsten Fall («Dolomiten», 17.05.2023):
Bei solchen Verfahren kommt unweigerlich viel Privates an fremde Ohren. Vielleicht finden auch diese und andere Abhörniederschriften Jahre später wieder zwei Herren, die das Unzulässige abschreiben und ein Buch herausgeben? Ein Marktschreier-Buch, das kein anderes Ergebnis hat, als das gewachsene Vertrauen in die eigenen Abgeordneten zu erschüttern.
Telefon-Joker machen Politik
Vielleicht hat dann ein Landeshauptmann wieder die Eingebung, auf seine Telefon-Joker zu hören und seinen Parteifreund und Regierungskollegen stante pede zu entlassen? Weil dieser, im Glauben, vertraulich zu reden, etwas Despektierliches über ihn sagt.
Wer solche «kamikazemäßigen» Entscheidungen auf der Grundlage von unethisch verwerteten Lauschangriffen trifft, der hat zwar mein menschliches Verständnis, das ist aber auch alles.
Politik ist ein Hurengeschäft. Wer da nicht über den Niederungen steht, kann sehr schnell das Opfer fieser Intrigen werden. Ich beneide Kompatscher nicht um seinen Job. Aber er muss ihn ja nicht machen.
* ) Gedächtnis-Auffrischung
Als Arno Kompatscher (*1971) bei den Landagswahlen 2013 die Nachfolge Luis Durnwalders antrat und den Segen der Dolomiten hatte, schaffte der junge Völser Bürgermeister und damals aufmüpfige Vorsteher des Rates der Gemeinden einen sensationellen Stimmenerfolg. Bei 131.255 Stimmen für seine Partei (SVP) erhielt AK 81.117 Vorzugsstimmen.
Nach fünf Jahren Landeshauptmann machte es Rumms. Die SVP überzeugte nur mehr 119.109 Wahlberechtigte. 32.000 SVP-Wähler hatten ihrer Partei Tschüss gesagt. (Auch aus demografischen Gründen). Für AK waren nur mehr 68.210 Vorzugsstimmen drin. Glatte 13.000 Vorzugsstimmen weniger.