Feigenblatt 2023 (c) dege

STAATSFEIGENBLATT 25. APRIL

Georg Dekas
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25. April 2023

In Italien ist am 25. April Nationalfeiertag: Befreiung vom Faschismus im Frühjahr 1945. Sogar ein Feigenblatt verdeckt und entschuldigt mehr.

Eines Tages fällt dir ein, so richtig auf den Putz zu hauen. Knüppelst Leute nieder. Heilst dem Führer zu, der dich nach Afrika schickt, Neger töten und Land stehlen, der dich nach Griechenland und Spanien schickt, um Bomben auf Republikaner zu werfen. Zeigst mit Schnauze und Paradeuniform die Überlegenheit der razza italiana. Verbündest dich mit Adolf. Erklärst Krieg nach links und rechts. Schickst die Juden über den Brenner. Lässt die Deutschen die Drecksarbeit machen und sterben. Endlich gibt dir einer mächtig auf die Rübe. Vorbei mit Rausch und Raub. Greifst dir an den Schädel, tust so, als wärst du nur ein Häschen gewesen. Und rühmst dich der Befreiung von dir selbst. Das ist der 25. April in Italien.

 

Bis zum Ende der ersten Republik wurde dieser dreiste Selbstbetrug fest geglaubt und zum «antifaschistischen» Glaubensbekenntnis hochstilisert. Ohne das machst du gar nichts in Italien. Der 25. April kam ins Gerede, als sich ab 1980 langsam die schmerzliche Einsicht der Eigenverantwortung für den Faschismus durchzusetzen begann („Il Sangue dei Vinti“). Bis dahin waren die Schrecken des italienischen Bürgerkrieges von 1943 bis 1945 den nachgeborenen Italienern unbekannt, weil eisern verschwiegen. Für den Staat und die Linken ist der 25. April immer noch ein hochheiliger Tag, für die Rechten und die Systemkritiker nur das Lippenbekenntnis der Mitläufer und das Feigenblatt der Wendehälse.

 

Aber genau darum ist der Staatsfeiertag vom 25. April gut für Italien: Als Schüttelsieb, das die Spreu vom Weizen trennt. Den Faschismus bekämpft man nicht, indem man sich theatralsich zum «Antifaschisten» ausruft. Man macht den Faschismus nicht ungeschehen, weil man am Kriegsende Partisanen die Daumen gedrückt hat. Und man verhindert keinen neuen Faschismus, indem Amtspersonen in Trikolore-Schleife Kränze niederlegen.

Den Amerikanern kann man als Europäer gerne Danke sagen für die Befreiung von einst – doch bitte ohne großes Pathos. Das Weiße Haus, das Pentagon und Westminster wussten schon, warum sie die Achsenmächte besiegen mussten, koste es, was es wolle. Das war keine Veranstaltung des Vinzenzvereins und auch nicht eine humanitäre Rettungsaktion für Juden.

Abgesehen davon: Freedom and Democracy sind und bleiben trotz Machtgier und Propaganda von jeder Seite das bessere Rezept. Die amerikanische Ausgabe der Freiheit und Demokratie nach 1945 ist in Westeuropa ja auch deswegen so lange so toll gewesen, weil sich die Sieger das billige Erdöl des Nahen Osten unter den Nagel reißen konnten. Jeans und Marlboro für alle!

Doch diese Zeiten sind vorbei. Neue Diktaturen stehen an. Die «Befreiung» muss sich bald ein neues Datum suchen, – eines, das im 21. Jahrhundert zuhause ist.

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