Der Sammelparteigesundheitslandesrat: Mit einem Wunschtraum von Plan-Rezept will SVP-Neuling Dr. Messner das „System“ Sanität gesund machen.
Das Gute zuerst: Sollte er denn von Volkes Gnaden der nächste Gesundheitslandesrat Marke SVP werden, will Dr. Hubert Messner energisch die Aufwertung der Hausärzte umsetzen. Längst schon kämpfen einzelne, weitblickende und engagierte Hausärzte für eine Geld-Umschichtung im öffentlichen Sanitätsbudget zugunsten von Hausarzt- Ambulanzen, in denen nicht nur Zettel geschrieben, sondern richtige Visiten und Kuren gemacht werden. Praktiker wie Dr. E. in Brixen oder Dott. B. in Leifers haben wiederholt seit 15 Jahren SVP-Politiker und leitende Beamte des Gesundheitsreferats der SVP-Landesregierung eingeladen und ihnen die Vorteile von Gruppenpraxen und lokalen Aktionszentren für Basismedizin erklärt. Ergebnis: Zero. Dass der Bergsteiger-Bruder als Polit-Kandidat den Ruf des Berges hört, ist schon einmal ein Anfang.
Jetzt das weniger Gute: Das Problem der Südtiroler Sanität ist nicht, dass niemand wüsste, was zu tun sei, sondern dass es unmöglich ist, sich gegen die Gummiwand von Gewerkschaften, einem verfilzten Beamten-Apparat und die gesamtstaatliche Planbürokratie durchzusetzen. Dieser eigentliche politische Bocksfuß kommt im frisch vorgelegten „11 Punkte-Plan“ des pensionierten Facharztes Hubert Messner nach erstem Hörensagen gar nicht vor.
Stattdessen redet er andauernd vom „System“, das „gar nicht so schlecht ist“ (im Interview-Video mit der Tribus-Zeitung), und davon, was „wir“ alles den Ärzten zur Verfügung stellen müssen: Geräte, Sekretäre, Räume, private Wohnungen, Kinderbetreuungsplätze, sogar Jobs für die Frau (!) und „natürlich“ mehr Geld. Das klingt nicht nur nach Umverteilung nach oben, das ist es.
Nicht schwer zu erraten, dass Kandidat Dr. Hubert Messner (SVP) mit diesem „wir“ den dummen August Steuerzahler meint. Der soll also eine Rundum-Wohlfühl-Oase für ohnehin schon hochbezahlte Medizindoktoren und Freiberufler (Hausärzte) auf „Steuerbugglers“ Kosten bezuschussen. Was werden andere Kategorien von Freiberuflern und Fachkräften, z.B. aus der Privatwirtschaft, die brav in die Lanbdeskassen einzahlen, ohne auch nur im Traum solche Privilegien geschenkt zu bekommen, dazu sagen?
O, meint der auf dem Planzettel spendable Kandidat, Geld sei genug da, die insgesamt 1,4 MILLIARDE € Landesgeld für das „System“ Sanität würde schon reichen, man müsse nur umschichten. Für Außenstehende oder für Unternehmer klingt das logisch und machbar. In dem Riesenhaufen, nicht medizinischer und pflegerischer, sondern organisatorischer Mißwirtschaft, ist ein Umschichten genauso unmöglich wie die Aufeilung von Lampedusa-Migranten auf alle Länder der EU.
Zudem muss daran erinnert werden, dass just die SVP die kostentreibende, organisatorische Misere im öffentlichen Gesundheitswesens zuerst verursacht hat (2007) und seither alles an Pleiten, Pech und Pannen in diesem „System“ verantwortet. Und jetzt soll ein SVP-Moses Messner den störrischen Haufen trockenen Fußes durch das Rote Meer führen?
Mit dem fantasmagoriastischen 11-Arzneien-Rezept finden „wir“ (die Steuerzahler) uns in 5 Jahren höchstwahrscheinlich um 360° gedreht auf der selben Stelle wieder – nach der neuen feministischen Geometrie gerechnet, siehe A. Baerbock, Berlin, und L. Volgger, Bozen. Ob ein Sammelparteigesundheitslandesrat den Fehler entdeckt?
P.S.
Damit es nicht heißt, es gäbe nur „destruktive Kritik“, erlaube ich mir, in einem folgenden Beitrag die Grundzüge einer wünschenswerten Sanität zu skizzieren, die sicher ebenso schwierig umzusetzen ist wie die Wunschliste des SVP-Kandidaten und Politneulings Hubert Messner, die aber – soweit bin ich aus langjähriger Erfahrung mit dem „System“ klug geworden – zumindest am archimedischen Punkt ansetzt.