Mediales Stalking, klagt die Athesia. SOS Meinungsfreiheit, funkt aufgeregt die Salto-Brigade. Immer mit der Ruhe…
Wer damit protzt, 9 angestellte Redakteure, 50 freie Mitarbeiter und 5 Büroleute zu haben, der kann mit einer Rechtsklage von 150k Euro nicht überfordert sein. Ein Salto zum Ersten.
Salto zum Zweiten: Die Klage der Athesia zum Todesstoß auf die Meinungsfreiheit in Südtirol hochjazzen, das funktioniert nur in der eigenen Fangemeinde. Jeder gebildete Mensch muss doch den Unterschied zwischen freier Meinungsäußerung als politisches Grundrecht der Bürgerschaft und einem vielfach untergriffigen Kampfjournalismus in der politischen Arena begreifen können, oder nicht? Ein Gladiator wie salto.bz muss sich beim ersten Gegenangriff nicht gleich hinter den Grundrechten der Verfassung verstecken. Beim Austeilen ist Salto ja wirklich nicht zimperlich. Da kann sich ein Gegner gute Chancen mit einer Stalking-Klage ausrechnen. Warum auch nicht?
Salto zum Dritten: Die fixe Idee vom Monopol der Athesia ist Quatsch. Hier die ungefähren Realitäten:
=> Der Sender Bozen (heute «RAI Südtirol») wird mit 20 Millionen pro Jahr an Steuergeld und Zwangsgebühren gefüttert. Der ‚Öffi‘ unter den Medien drechselt daraus Regierungsnachrichten und ein Weltbild, wie es gefällt. Hat in der Rentner- und Beamtenklasse Südtirols einen Zuspruch von 95%.
=> Die private Tageszeitung «Dolomiten» wird vom Staat mit über 6 Millionen gefüttert, um Sprachrohr der deutschen und ladinischen Minderheit zu sein. Sie erfüllt diese Aufgabe redlich und verkauft bei weitem am meisten Ausgaben.
=> Die «Neue Südtiroler Tageszeitung» wird vom Staat mit einer Million gefüttert, um Sprachrohr der progressiven und libertären Minderheit in Südtirol zu sein.
=> Das ORF-Journal «Südtirol heute» wird mit einer Dreiviertelmillion von der Provincia Autonoma gesponsert, um Bozen-freundliche Bilder und Texte zu liefern.
=> Das Salto.bz-Portal ist das strategische Unternehmen einer politischen Seilschaft und wird vermutlich ungefähr in der Größenordnung von ORF-«Südtirol heute» fremdfinanziert, vornehmlich mit Werbezugaben aus der öffentlichen Verwaltung. Die nach eigenen Angaben neun Redakteure und 50 freien Mitarbeiter sind, sofern sie nicht gratis arbeiten, unterhalb dieser Umsatzschwelle nicht machbar, ebensowenig wie dass diese Größe an Einnahmen nur von den Abos der Nutzer kommt.
=> Vom ‚Alto Adige‘ reden wir gar nicht, weil diese Zeitung ein Muss der nationalen Selbstbehauptung Italiens ist und seit Anbeginn in diesem Sinn gefördert wurde und wird.
=> Dann gibt es noch viele weitere Portale, Blätter und Sender, die allesamt öffentliche Beiträge bekommen und auf diese Zuwendungen auch angewiesen sind. Angeblich kann auch das blass rosarote Wochenmagazin FF auf Staatsförderung zurückgreifen, nachdem es lange tapfer und frei kämpfte.
Also hat Südtirol eine fest subventionierte Aufstellung von vielen gleichgesinnten und gegensätzlichen, großen und kleinen Medien, so dass von Einschränkung der bürgerlichen Meinungsfreiheit nicht die Rede sein kann, wohl aber von einem Stellungskrieg der einen Medien gegen die anderen.
Denn es ist klar, dass aufgrund der fest stehenden politischen Finanzierung jedes der einzelnen Medien in einer Art unzerstörbaren Panzer dahinfährt, in einer «botte di ferro», wie die Italiener sagen, oder in einer «Blase», wie es neuerdings heißt. Aus diesem Panzer heraus schießen die Kleineren lustvoll auf die Größeren, die Größeren gegen die Kleineren hingegen erst dann, wenn die Stechmücke zu lästig wird.
Allein wenn es um die unverzichtbaren Prärogative des Staates als Geldgeber geht, dann wird keines von den alimentierten Medien die Hand beißen, von der es gefüttert wird. Wir haben das bei Corona gesehen und das sehen wir jedes Mal, wenn der unteilbare Zentralstaat in Frage steht. Da wird die Meinungsfreiheit auf einmal sehr, sehr kleinlaut. Selbst bei denen, die glauben, ganz große Sprünge (Salti) zu machen.
Ein Salto zum Letzen, keineswegs jedoch ein „salto mortale“: die Klage der Athesia könnte helfen, gewisse penetrante Töne von salto.bz. ein wenig abzumildern. Was der Qualität des Inhalts und dem Lesevergnügen nicht schadet.