Sie hassen Orden und lieben Auszeichnungen. Wie Literaten und Journalisten sich gegenseitig nach oben preisen.
Wieder einmal poppt in den Medien das Foto einer jungen Frau auf. Forsches Gesicht. Aha, die neue Gatterer-Preisträgerin. Wer ist sie und warum hielt sie die Jury für preiswürdig?
Als Vorbemerkung muss man sagen, es existiert eine regelrechte Preisverleihungs-Industrie, mit der Literaten, Wissenschaftler und Journalisten ihren Marktwert nach oben treiben, indem sie sich gegenseitig preisen, ganz gleich, was sie in Wirklichkeit voneinander halten. Preise sind ein Geschäft auf Gegenseitigkeit unter Gleichgesinnten. Manchmal sogar unter Ausschluss der Wahrhaftigkeit.
Das alles kann man an den kleineren «Preisen» im näheren Umfeld wunderbar nachzeichnen. Etwa beim Kaser-Preis der Bücherwürmer Lana oder dem Gatterer-Preis in der linksliberalen Journalistenszene («Szene» verhüllend für Gewerbe).
Closed Shop
Bei Journalisten-Preisen geht es noch strenger zu als bei Auszeichnungen für Kunstschaffende. Journalistenpreise haben mehr einen Geheimlogen-Charakter. Altgediente, Preis-überfrachtete Größen halten da Ausschau nach jungen Proselyten. Die wiederum erfüllen in vorauseilendem Interesse die strengen Auflagen für die Aufnahme in die Loge. Im Fall des Gatterer-Preises ist das die gewünschte Weltanschauung in Sprache und Bericht. Das passt dann zwischen Alt und Neu so exakt zusammen, als würde ein DNA-Strang sich duplizieren. Die Jungen wissen: Der Ruhm der Alten wird ihr eigener. Also heißt es dran bleiben, und mit etwas «netzwerken» schlüpft man hinein in den Club. Einmal drinnen, halten die Novizen zusammen mit den Alten Ausschau nach den nächsten Preisträgern. Sie bilden die Preis-Jurys, die über die Aufnahme der Neuen entscheiden. So läuft das Geschäft in einem nahezu geschlossenen Kreislauf.
Ein Vorspiel
Einen besonders «lokalen» Fall, sozusagen ein exklusives Handwerks-Erzeugnis der Preisverleihungsindustrie mit Null Kilometer-Öko-Fußabdruck hatten wir jüngst in Bozen, wo ein polit-chinesischer Tausendfüßler namens Pallaver einem überaus tüchtigen journalistischen Maulwurf eine Auszeichnung überreichte. Den Preis vergab Pallavers eigener, von der Südtiroler Landesregierung gesponserter Verein. Auf dem Pressebild werden für den Verein drei Personen angegeben. Der belobigte Journalist hat die Auszeichnung, nach dem zufriedenen Gesicht zu schließen, gerne angenommen. Wer weiß, ob derselbe einen Orden, sagen wir des Landes Tirol, überhaupt angenommen hätte.
Aber nun zu unserer Gatterer-Preisträgerin.
Szene 1
Es tritt auf Daniela Prugger, 30. Gebürtig aus dem Pustertal. Lebt seit zwei Jahren in Kiew und ist freie Korrespondentin für westliche Medien (u.a. Berliner „Tagesspiegel“). Soeben hat sie den ‚Claus-Gatterer-Preis‘ bekommen für ihre «einfühlsamen» Reportagen aus der Ukraine. Die neu rekrutierte Preis-Genossin wird von der Jury wie folgt erkoren:
Prugger berichtet fundiert und präzise aus der Ukraine, mit viel Hintergrundwissen und Feingefühl für die unter dem Angriffskrieg leidenden Menschen.
Die Preisjury vom Gatterer-Preis liest sich wie das Who-is-Who der austrianischen Links-Schickeria. Die Alpha-Tiere unter den Juroren haben eine ganze oder halbe Latte an Auszeichnungen in ihrem Wikipedia-Eintrag. Den man natürlich haben muss. Oder sie sind «Mitglied» in 100 Lobbygruppen wie der Pallaver oder sie sind bereits Gatterer-Preisträger.
Szene 2
Es tritt auf der Kulturlandesrat von Südtirol, Geldgeber. In einem Kommunique, das von den lokalen Blättern Copy-Paste übernommen wird, streut der Politiker, auch er vom Pustertal, der jungen Pruggerin Blumen, ja fast schon Stilblüten (Zitat: «dem authentischen Journalismus verschrieben»). Er zählt die Preisträger-Reporterin zu den «Zeugen vor Ort», die «für uns die Geschehnisse einordnen». Aha, das ahnten wir schon.
Szene 3
Also, wie ordnet nun unser neu gebackener Claus-Gatterer-Preisträger die Dinge für uns ein? Nicht zu glauben! Mit der Aussage, dass Russland schon seit 2014 «verdeckt Krieg in der Ostukraine» führe. Hätte sie geschrieben, dass der Westen seit 1991 sich die Ukraine einverleiben will und die USA seit dem Maidan 2014 verdeckt Krieg in der Ostukraine führe, ja, da bin ich mir sicher, wäre sie nicht die Gatterer-Preisträgerin von 2023 geworden. Auch bei Gatterers Erben muss die Kirche im Dorf bleiben.
Die Hochdekorierten der Gatterer-Jury 2023
Das einzige Jury-Mitglied (noch) außerhalb des Reigens:
