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NEUES VON DEN LANDÄRZTEN

Georg Dekas
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18. Februar 2023

Das eindrucksvolle Zeitungsbild von Dr. med. Larissa Hofer hat den Mastodonten SABES («Sanitätsbetrieb Südtirol») zu seiner üblichen, reflexartigen Zuckung bewegt.

Die öffentliche Antwort auf Hofers offenen Brief (DOLOMITEN, Mittwoch, 8. Feber 2023) kam natürlich nicht vom angesprochenen Gesundheitslandesrat selbst, der als Landeshauptmann sicher viel zu tun hat, sondern von vorgelagerten Bastionen und von Helfershelfern.

 

 

Ein schneller Leserbriefschreiber aus Meran ließ sich zum landestypischen Mir-sein-mir-Reflex hinreißen, der ohne schöne Worte heißt: Nor soll se holt dorfour bleibm! In schönen Worten: „Möge sie doch ihre Arbeit in Innsbruck voll genießen“ (DOLOMITEN, Freitag 10. Feb. 2023, Leserbriefe Seite 7).

Am Tag danach bestätigte Frau Doktor Doris von der „Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin“ (die „SÜGAM“, gegründet von Dr. Engl) die fehlende Willkommenskultur für Jungärzte aus Österreich, bestritt jedoch den zurückgebliebenen Stand der Heilkunst in Südtirol (DOLOMITEN, Samstag 11. Feber 2023). Neben ihr rückten, mit Primar Heidegger und Ressortchef Burger, die Speerspitzen des Betriebs vor, trafen aber nicht wirklich den Kern des Problems. „Pauschale Verallgemeinerungen“, meinte Dr. Heidegger, man habe schließlich modernste Hubschrauber.

 

Prominenter Systemkämpfer tritt auf

Bemerkenswert, wer sich vier Tage später als Kronzeuge der Untadeligkeit des Südtiroler Medizinwesens in Position bringt. Der Meraner Primar Heidegger geschenkt, aber – Surprise! – ein Primar in Rente, bei dem es so gar nicht nach Ruhestand riecht. „Südtirols Medizin muss keinen Vergleich scheuen“, meint Dr. Hubert Messner. (‚Meine Meinung‘, DOLOMITEN, Mittwoch 15. Feber 2023, Seite 9). Erst am Tag zuvor hatten die Dolomiten-Leser auf der Frontseite erfahren, dass dieser Doktor Messner – unverkennbar ein Bruder des berühmten Reinhold – für das Ehrenzeichen des Landes Tirol nominiert worden war, die Ehrung aber nicht sofort angenommen hatte. Hubert Messner ist ein Medizin-Star. Er hat die Frühgeborenen-Abteilung in Bozen zu Ruhm und Geltung geführt; und er war einer der wichtigsten Hintergrund-Berater der Administration Kompatscher/Stocker bei der so genannten Sanitätsreform in den Jahren 2015-2018. Er müsse sich die Sache mit dem Ehrenzeichen noch überlegen, hieß es.

Sicherlich brauchte Dr. Hubert Messner diese Bedenkzeit nicht für die Replik auf Dr. Larissa Hofer – denn dazu ist ein zu simples Dementi herausgekommen, für einen Kraftgeist wie ihn. Der Primar im Ruhestand machte einfach auf beleidigt und Jaja, die Jungen, aber „trotzdem“ willkommen. Wie gnädig. Zum Unleugbaren ließ der Alpha-Arzt wissen, „daran wird und muss gearbeitet werden“.

Spätestens seit diesem Satz bin ich überzeugt, den Messner Hubert, Bruder von Reinhold, unter den zehn Vorzugskandidaten wiederzufinden, die Arno Kompatscher exklusiv auf den SVP-Karren heben und mit der Landtagswahl im Herbst in den Landtag fahren möchte. Ziel: Gesundheitslandesrat. Wieder einen Tag später meldeten die Zeitungen, dass Dr. Messner die Landesehrung annehmen würde. Wird in ein paar Monaten zu lesen sein, dass er die Kandidatur auf der SVP-Liste annimmt? Es darf gewettet werden.

 

Facciamo, facciamo!

Doch zurück zur Sache. Die verbalen Konter im Habitus der beleidigten Leberwurst  waren nicht die einzigen Zuckungen des Gesundheitsmonopolisten. Wie schon so oft in der „Rogger“-Zeit geübt, mussten die Funktionäre der Landesämter in Reih und Glied aufmarschieren, und sich mit Innsbruck in einer Video-Konferenz auseinandersetzen. (DOLOMITEN, Montag, 13. Feber 2023, Seite 4) Wieder eine Attacke pariert, dachte sich wohl der SABES.

Zu dieser Meldung überfällt mich etwas Nostalgie. «Facciamo, facciamo», pflegte der gute «Franz» Mastroianni am Ende eines jeden Gesprächs zu sagen. Der Franz war Lanas Baulöwe aus Kalabrien, ein wirklich netter Kerl, der unter Südtirols souveräner ‚Wohnbauministerin‘ Rosa Franzelin und BM Franz Lösch das halbe Dorf neu baute. Es waren die 1980er und, er «tat». Man sah das Getane und sieht es auch heute noch.

Vielleicht ist der SABES-Koloss einfach zu groß um all das Kleine zu sehen, das sicher tadellos funktioniert. Jedenfalls blieb nach dem ganzen verbalen Abwehr-Aufgebot der Frau Doktor Larissa nur mehr der fromme Wunsch übrig, es möchten ihre Worte nicht umsonst gewesen sein.

Aber immerhin musste das System zugeben, dass der Hund irgendwo zwischen Bürokratie und Nationalpolitik vergraben liegt. Auf das hinzuweisen der Zweck auch meines Diskussionsbeitrages hier auf NUiS gewesen war.

 

Am Geld kann’s nicht liegen

Nein, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Meldet sich schließlich in den Spalten der Leserbriefe (DOLOMITEN, 17. Feber 2023, Seite 11) ein Landarzt im Ruhestand zu Wort. (Wer anderes in diesem Beamtenstaat sonst kann es sich leisten, frei zu reden?). Dr. M zeigt in wenigen Sätzen auf, wie einfach es wäre, elementare  Hürden zu nehmen für eine entspanntere  ärztliche Grundversorgung auf dem Land. Am fehlenden Geld kann es nicht liegen, meint der redliche Ruheständler und trifft damit voll ins Schwarze.

 

Oppositions-Doktor mit Klartext

Ach, und noch ein «Primar» meldet sich zu Wort! Auch so ein ruhender Aktiver. Diesmal von der Opposition (TeamK). Aber einer, der weiß, was Sache ist. Astrid Tötsch von SALTO hat dem politischen Doktor einen ordentlichen Beitrag gewidmet (sozusagen zwei Sterzinger unter sich). Der TeamK- Landtagsabgeordnete und frühere Chef des Krankenhauses Sterzing, Dr. Franz Ploner, zeigt Zeile für Zeile auf, was getan werden kann, um die Malaise gründlich zu kurieren.

Im Bild-Negativ ist zu erkennen, dass die Sache mit den Landärzten seit ewigen Zeiten die gleiche Leier ist. Es sind die alten Hausaufgaben seit jeher, die immer noch aufgezählt werden müssen, weil sie niemand löst. Nur beleidigt zu sein und Videoschalte machen, wird nicht ganz langen, um den charmantesten Protest seit Langem in die richtigen Bahnen zu lenken. O Larissa! „Hoffentlich folgen den Worten Taten“ (DOLOMITEN, Montag, 13. Feber 2023, Seite 4).

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