Opera non troppo buffa
Während aller Ohren und Gemüter auf das grollende Herannahen des großen Krieges zwischen West und Ost spitzen, haben sich der Kettensägen-Präsident Argentiniens Xavier Milei und Italiens Everybodys Darling-Premierminister Giorgia Meloni in Buenos Aires getroffen und dort eine Opera Buffa* im Schnelldurchgang durchgezogen, Titel «Meloni und Milei». Die Giorgia, die dem Papst ans Knie greift, die EU-rsel herzt, den Schneelenskji lieb hat und Opa Biden beschützt, ist als Abstecher vom G20-Gipfel in Rio kurz an den Rio de la Plata gejettet, um sich dort vom argentinischen Rumpelstilzchen feiern zu lassen. «Giorgia, questa è casa tua!: così il presidente argentino ha accolto Giorgia Meloni presso la Casa Rosada», schreibt IL GIORNALE enthusisatisch am 20 November 2024. Die Römerin antwortet galant: «Il popolo italiano e quello argentino sono popoli fratelli». Mag sein, denkt man sich, da ja der Papst auch Argentinier ist, und inzwischen werden sich die Paar Nazis wohl verkrümelt haben dort unten, aber ganz sicher ist man sich diesbezüglich nicht, bei diesem Milei. Zwar gefällt er mir ungemein mit seinem «Viva la libertad, carajo!», und direkt begeisternd ist es, wenn Milei videowirksam vor der Schautafel der ganzen peronistischen Staatsbürokratie mit ihren Dutzenden von Ministerien steht, dann eine Plakette nach der anderen herunterreißt und mit einem kräftigen «Afuera!» hinter sich wirft. So einen Ausmister bräuchten wir in Europa auch. Aber was Milei und Meloni an Geopolitik von sich gegeben haben da unten im Silberland, inmitten ihres Opera-Buffa-reifen Pomps, das limitiert meine Quoten für die beiden doch erheblich. Als bekennender Fan von Giorgia Meloni habe ich ihre tiefen Hof-Knickse vor EU, USA und dem Russen-Judas Selenskji von Anfang an als taktische Notwendigkeit des eigenen politischen Überlebens gesehen (sonst wäre sie als «Postfaschistin» sofort abgesägt worden). Was sie im Chor mit Milei singt, geht mir definitiv zu sehr ins schwülstig Operettenhafte, in den Latino-Pomp, ja eigentlich hinein in eine unheilige Allianz. «La creazione di una Lega conservatrice mondiale guidata da Stati Uniti, Argentina, Israele e Italia contro le barbarie del socialismo» wollen die beiden stemmen. Nicht schlecht, das Selbstvertrauen der beiden kleinen Latinos, möchte man meinen und schmunzeln, wenn da nicht USA und Israel als starke und unheilige Achse eingebaut wären.
Ausgerechnet diese Vier wollen eine konservative Liga bilden? Die USA eine Weltmacht in abgrundtiefer moralischer Dekadenz, mit bevorstehenden politischen Umschwüngen, die völlig unberechenbar sind, dann ein Israel, das als «Flugzeugträger» des westlichen Öl-Imperialismus seine Stellung im Feindesland nur mit allergrößter Mühe zu halten weiß? Ein Argentinien, das mit Militärjuntas und Staatsbankrotten glänzt und ein Italien, das sich ewig durch die Weltgeschichte schlawienert und politische Stabilität nur vom Hörensagen aus dem Norden kennt? Genau, fehlt nur noch die Bandera-Ukraine, «per difendere l’identità dell’Occidente“ (Meloni) – und schon haben wir eine veritable Banditen-Gruppe beinander, die mit dem klassischen Faschismus weit mehr gemein hat als mit der klassischen westlichen Freiheit, caramba!
Aber wahrscheinlich bin ich zu deutsch und nehme das Latino-Pathos unserer Opernhelden zu ernst. «Can che abbaia non morde!» sagen die Italiener, bellende Hunde beißen nicht. Erst gegen Schluss der jeweiligen Zeitungsmeldungen steht nämlich im Kleingedruckten, worum es Meloni und Milei eigentlich geht: Glänzende Geschäfte und Export für Italien und italienische Antimafia-Technik für Argentinien. Die braucht der Carajo-Berserker für der Säuberung in den Ministerien.
*) „Die Opera buffa ist gekennzeichnet durch volkstümliche oder komische Themen, […] Typisch ist die Rivalität zweier Gesellschaftsschichten, wobei die untere Schicht schließlich über die obere triumphiert. […] Der Sieg der Gaunerei über gesellschaftliche Privilegien sollte jedoch die Sympathie des Publikums erringen. “ Zitat aus Wikipedia
Quellen
https://www.liberoquotidiano.it/news/esteri/40930128/milei-meloni-lega-conservatrice-mondiale-contro-barbarie-socialismo-il-piano.html
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https://www.ilgiornale.it/news/cronaca-internazionale/insieme-difendere-loccidente-meloni-condivisione-intenti-e-2400820.html
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Zu Milei signifikant:
https://weltwoche.ch/daily/die-20-maechtigsten-der-welt-wollen-den-armen-helfen-indem-sie-reiche-schroepfen-nur-einer-wagte-einspruch-argentiniens-milei-zu-recht/
Weltwoche: „Der libertäre Argentinier Javier Milei sagte es klipp und klar: «Mit uns könnt ihr nicht rechnen!» Weder bei den Steuern noch bei den Transfers noch beim Regulieren noch beim Gendern noch beim Klima. Wir orientieren uns nicht an der UN-Agenda 2030. Viva la libertad, carajo! Eisernes Schweigen. Keiner der anwesenden Amtsträger applaudierte. Obwohl der eine oder andere Milei insgeheim zweifellos zustimmte. […] Milei unterschrieb die Schlusserklärung der G-20 trotzdem […]“
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Foto Umarmung
https://www.governo.it/it/media/visita-ufficiale-nella-repubblica-argentina/27082
Buenos Aires, 20/11/2024 – Il Presidente del Consiglio, Giorgia Meloni, ed il Presidente della Repubblica Argentina, Javier Milei, durante le dichiarazioni congiunte alla stampa.
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