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Die Standseilschaft

Georg Dekas
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13. Dezember 2022

Sie machen Seilschaft für den Bau einer Standseilbahn mit öffentlichen Mitteln von Schenna nach Meran Stadt: Daniel Alfreider (SVP), Katharina Zeller (SVP), Anneliese Pichler (SVP). Ein sündteures Großprojekt. Das Land Südtirol und seine Regierungspartei, die SVP, sollten jetzt aber die kleinen Leute unterstützen, nicht die großen.

Jahrzehnte lang haben sie Geld gescheffelt und ihr Dorf zu einer Hotelstadt ausgebaut. Und bezeichnen die Erneuerung ihrer Grundschule dennoch als „Mammutaufgabe“: Wie froh sind da die Hoteliers und Verwalter von Schenna, dass ihnen SVP-Landesrat Daniel Alfreider eine Extra-Seilbahn hinstellen will. Die Standseilbahn durch den Küchelberg soll angeblich hunderttausende Gäste abgasfrei und platzsparend in die Stadt hinunter bringen (blöd nur, dass diese Gäste beileibe nicht automüde sind). Bezahlen soll es ‚Pantalone‘, der Steuerzahler. Das nennt man Gewinne privatisieren und Kosten vergemeinschaften.

Was die schöne Schenna-Bahn kosten soll? 40 Millionen spendiert die EU über Rom mit dem gedruckten Geld der Lagarde, den kleinen Rest von rund 150 Millionen darf der Südtiroler Contribuente schultern. Als ob es keine Inflation, keine steigenden Zinsen und keine Gas- und Stromkrise gäbe. Derweil hört man, dass das Land sich schwer tut, das Pflegegeld für bald zwanzigtausend Pflegebedürftige aufzutreiben.

Und genau in diese Lage hinein will die SVP eine Standseilbahn parallel zu einer Superstrada in den Berg hinein bauen? Mit sicheren Ausgaben, aber höchst unsicherer Nutzung? Wer bitte glaubt den honigsüßen Zweck-Berechnungen gebundener Beamter und auftragsbeflissener Techniker?

Sollen sich die Schennener an den Dorf-Tirolern ein Beispiel nehmen. „Wir brauchen nur ein paar Millionen“, lässt sich Tirols Bürgermeister Ratschiller (SVP) vernehmen. Er meint den Ausbau des Sesselliftes vom Dorf ins Herz der Stadt. Auch kein Pappenstiel, aber frei von Größenwahn.

Ähnlich könnten es ja auch der Hügel von Schenna haben. Eine Tiefgarage in der Lazag am Ende vom Küchelberg-Tunnel und eine Bahn ins Hotel-Dorf. Die Standseilbahn in der heute propagierten Art ist ja auch nicht mehr als ein überdimensionierter Hotellift. Und Obermais wäre von den Autos der Schenner Touristen befreit: Das scheint die Hauptsorge von Katharina Zeller (SVP) zu sein, die Vizebürgermeisterin im Windschatten der italienischen Mitte-Rechtskoalition in Meran.

Aber wenn man der SVP-Seilschaft Gehör und Aufmerksamkeit schenkt, dann schaut die Sache natürlich gaaaanz anders aus. Da geht es um den Kampf gegen den Klimawandel. Ein heroisches, nein, ein titanisches Unterfangen, zu dem alle ihren Beitrag leisten müssen, gell? Denn jedes Auto sei ein Auto zu viel (in Obermais?), tönt die Zeller. Und mit dem geschenkten Geld baue man nicht nur das Bahnl, sondern auch jede Menge grüne Busse um es herum.

Die Finanzierung sei jetzt gesichert, lässt Alfreider (SVP) wissen. Er habe eine taufrische „Zusage“ vom Ministerium erhalten, sogar „per Dekret“. Nur, wenn ein Normalsterblicher auf digitale Suche ins Ministerium geht, ist von einem Dekret in dieser Sache nichts zu finden. Aber der umtriebige und bürgerfreundliche Landesrat wird diese Information, so transparent wie er und seine Partei in Zukunft sein wollen, sicher gerne nachreichen.

In der Zwischenzeit wirkt das Standseilbahn-Projekt vom Hoteldorf Schenna, dessen Besuchermassen mitten in einem ruhigen Meraner Villenviertel landen und dort Busweise fortgeschafft werden sollen, eher wie ein Alien aus der Frankenstein-Schmiede als ein Parade-Modell der ökologischen Nachhaltigkeit. Daran ändern auch noch so klimatische Begeisterungen und Beweihräucherungen nichts.

Von der Fehl-Allokation von Ressourcen gar nicht zu reden. Das Land Südtirol und seine Regierungspartei, die SVP, müssen jetzt die kleinen Leute unterstützen, nicht die großen.

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