Reklameschild von Henkel

DAS PERSIL DER PARTISANEN

Georg Dekas
|
25. April 2025

Der 25. April ist ein heiliger Tag in Italien und eine halbe Lüge.

Der Staatsfeiertag am 25. April, den die Republik Italien mit großem Pathos alljährlich begeht, ist tatsächlich von größter Wichtigkeit für diesen Staat und seine Leute, bedeutet er doch die augenblickliche Reinwaschung von allen Sünden des Faschismus, die eben diese Leute 20 Jahre lang vor dem 25. April 1945 mit größter Begeisterung und Inbrunst begangen hatten. Dieser Staatsfeiertag mit dem Heiligenschein der demokratischen Bekenntnisse ist eine vielstimmige, gewollte und kolossale Selbsttäuschung – und somit mehr als eine halbe Lüge.

An diesem Gedenktag feiert die Nation die Befreiung Italiens von den Deutschen. Die Italiener tun so, als seien sie gewaltsam unter die Herrschaft von Benito Mussolini gezwungen worden (dem sein Freund Adolf beistehen zu müssen glaubte und sich dabei heillos übernahm). Die weih-rauchende Staats-Liturgie dieses Feiertages tut so, als ob die angloamerikanischen Alliierten gerade mal eben einen federleichten Anstoß zum Widerstand gegen die beiden Diktatoren gegeben hätten, und dass in Wahrheit das ganze italienische Volk erwacht und sich selbst vom schwarzen Bann befreit hätte. Zahllose tapfere Männer und Frauen hätten sich mit Macht und selbstlos in den Partisanenkampf gegen die deutsche Wehrmacht gestürzt. Das ist gequirlte Hohlrhetorik.

Wahr ist, dass die Italiener mit Mussolini wahnwitzige Eroberungskriege vom Zaun gebrochen haben. Zeitlich vor (Abessinien) und später gemeinsam mit den Deutschen (Ukraine!). Wahr ist, dass die Italiener ihrem Duce in Trance zugejubelt hatten und ihn noch heute unter vorgehaltener Hand für einen Großen halten. Wahr ist, dass bestens ausgerüstete Truppen der vereinten Westmächte Italien Kilometer für Kilometer „befreit“ haben (wie es die Sieger immer sagen). Wahr ist, dass zum 25. April 1945 noch abertausende Italiener in der Uniform der Repubblica di Salò gegen die alliierten Eroberer an der Seite der Deutschen standen. Italiener in Uniform kämpften gegen Italiener, die aus dem Hinterhalt angriffen. Es wütete ein italienischer Bürgerkrieg vor den Linien der rasch vorstoßenden Amerikaner, Briten und deren Kolonialtruppen.

Partisanen, das Wort hat in Italien Heiligenstatus. Kein Wunder. Nach dem Krieg wollten alle Partisanen gewesen sein. Und die ANPI hatte das letzte Wort. Diese „Vereinigung der Partisanen“ ist noch heute, lange vor den politischen Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgebervereinigungen, eine uneinnehmbare Festung der politischen Willensbildung*. Der 25. April gehört der ANPI.

Partisane sein ist aber nicht so edel und toll, wie es unter den Klängen von „Bella Ciao“ nach getanem Kriegswerk daher kommt. Viele junge Männer wollten sich aab 1943 einfach nicht mehr einziehen lassen in einen Krieg, der die Glorie und die Kippe klar hinter sich gelassen hatte. Hinauf in die Hügel und Berge! Um dort nicht gejagtes Wild zu sein, schlossen sie sich den Partisanen an, also den gefestigten und durch die Kommunistische Partei vom Osten her gut bewaffneten und organisierten und von den Dörfern tatkräftig unterstützten Widerständlern an, die Widerständler nicht erst seit gestern waren. Alle zusammen witterten die nunmehr stark angewachsenen „Partigiani“ Morgenluft. Alle waren entschlossen, dem Feind – das waren die eigenen italienischen Landsleute im RSI-Militär und die Deutschen der Wehrmacht – so viele Nadelstiche wie möglich zuzufügen, aus dem Hinterhalt natürlich. Deswegen waren die Strafen und Vergeltungsmaßnahmen der angegriffenen regulären Heeresverbände so altbiblisch grausam. Das hielt die Partisanen erst recht nicht von ihren Untaten ab, denn sie wussten, jede Racheaktion der Faschisten-Italiener und der ihnen zu Hilfe geeilten Deutschen würde den Hass auf die Militärs und die Unterstützung für die eigene Sache exponentiell wachsen lassen. So geschah es dann auch, bis die Partisanen als die moralischen Sieger da standen nach all den schrecklichen und sinnlosen Racheakten wie Fosse Ardeatine, Marzabotto und Hunderten anderer Massen-Exekutionen von Zivilisten.

Als Amerikaner und Briten mit einem beispiellosen Materialeinsatz das Kriegswerk siegreich abgeschlossen hatten, wollte in Italien niemand mehr Faschist unbd niemand mehr bei der RSI gewesen sein. Die Deutschen allein seien die Bestien gewesen, hieß es, und aus dem 25. April wurde der Tag, an dem „abbiamo sconfitto i tedeschi“, an dem „WIR“ die Deutschen besiegt haben, die hässlichen, die mit den Gaskammern, die auf der falschen Seite der Geschichte, „WIR“ sind die auf der richtigen. Wieder einmal. Auf der richtigen, entschwärzt und sauber gewaschen vom Persil der Partisanen. Crucchi d Merda, schallt es heute noch in den Shorts auf Youtube entgegen.

Fussnote

*Bezeichnend für diese Machtstellung ist, dass in Südtirol der Konform-Historiker Hannes Obermair Vizepräsident der lokalen ANPI ist. Zum 25. April 2025 versuchen Obermair und Genossen doch tatsächlich, einen 1944 bis 1946 agitierenden Journalisten Hans Egarter als – im übrigen – selbst ernannten Widerständler gegen Hitler und Mussolini in die Ehren des italienischen Hochfestes der Befreiung aufzunehmen.  

Teilen
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner