BRIEF AN GIORGIA

Georg Dekas
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18. Juni 2024

Fanpost aus den Alpen von einem, der nicht schwarz sieht.

Liebe Namensvetterin Giorgia,

ich bin ein Fan von dir. Obwohl mir Rom wesensfern und Italien ein Staat ist, der in meiner Welt erst ab Riva am Gardasee abwärts beginnt. Wer dich «Postfaschistin» schimpft, hat von Italien nichts verstanden. Du stehst auf der Seite der kleinen Leute, und zwar real, auf der Seite von Recht und Ordnung, und zwar real. Die Linken, die so menschenlieb und so gerecht sein wollen, hast du kennen gelernt als das, was sie sind: eitle Schnösel der Oberklasse oder die sich der Oberklasse kumpelhaft andienen; mit dem «volemosebene» als stets zu Späßen aufgelegte Schauspieler; ein nonchalanter, schicker Lebensstil, der die schleichende Vorteilnahme, das heimliche Postenschieben, die kleine Korruption und die intellektuelle Überheblichkeit so familiär macht.

Weil dir diese Kumpanei zu süß und zuwider ist, und du stolz und aufrecht bist, hast du als Jugendliche die rechte Gasse eingeschlagen als Gegenentwurf zum linken Salon, inklusive der Schockdarbietung von «Mussolini war ein großer Staatsmann». Die gleiche befreiende Rebellen-Haltung hat dich dazu gebracht, als einzige Nein zu sagen zum «incucio», der kumpanenhaften Gemengelage nach Draghi. Dieses tapfere Außenvor-Stehen beim Rennen um die Futtertröge hat dir den Erdrutschsieg vom 25. September 2022 eingebracht. Am Tag zuvor noch warst du Giorgia. Am nächsten Tag schon warst du Meloni. Die Regierungschefin Italiens. Noch in der Nacht hast du die drei zwei bis Anrufe bekommen, die dir deinen Platz unmissverständlich zuwiesen. Mir gefällt die Vorstellung, dass dich dein Anrufer aus Übersee daran erinnert hat, wie sich die Alliierten von Sizilien und Anzio vorkämpfen mussten bis nach Rom, über die Hölle von Monte Cassino, bis im April 1944 endlich dein ganzes Vaterland «befreit» war – nicht nur von den Deutschen, Giorgia, sondern von deinen Landsleuten in der Uniform Mussolinis, den Faschisten. Das solltest du niemals vergessen, Giorgia, hieß es im Anruf aus America.

Und Meloni machte sich die Rechnung. Eine kluge Rechnung. Atlantisch, europäisch, Selenskijs und Ursulas beste Freundin. Eine Rechnung zum Überleben. Kommt nur jenen irgendwie verräterisch oder inkonsequent vor, die nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass Italien wie Deutschland, die beiden ehemals Super-Nazi-Freunde, die treuesten Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Euramerika sind. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und wagt keinen Aufstand gegen Zeus, den Göttervater. Es würde euch so ergehen wie Prometheus oder wie Robert Fico. Wer den Menschen das Licht bringt, muss klug und ungemein tapfer sein. So klug und tapfer wie Giorgia Meloni. Um zum Ziel zu gelangen, muss Giorgia einen langen und einsamen Weg gehen. Auf dem dich zu begleiten ich die Ehre habe, dein Fan Georg.

Sommergrüße in die ewige Stadt!

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