Unser Neujahrstag am ersten Jänner ist kein Tag wie jeder andere. Wir wünschen einander Glück, die guten Vorsätze nehmen Fahrt auf. Jeder möchte nur zu gern wissen, was das neue Jahr bringt. Brauchen wir ein Fernrohr? Eher ein Raumschiff, würde ich sagen. Der Turm zu Pisa schaut wie beides aus.
Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, lautet ein Bonmot von Mark Twain. Also will ich keine Prophezeiungen machen.
So, wie die braven Kinder im Advent einen Brief an das Christkind schreiben, so schreibe ich als Erwachsener einen Wunschbrief an die höheren Mächte mit dem, was im neuen Jahr 2023 sein sollte.
Doch zuerst sollen Kinder den Vortritt haben in Gestalt vom Neujahrsschreien – ein alter Brauch aus dem Pustertal.
Wünsch enk a glückseligsneues Jahr,
A Christkindl mit gekrauste Hor;
Rilla, rolla!
Alla Kiste und Kasten volla;
An augilögn Tisch,
Af alla vier Öggn an Fisch,
In der Mitte a Moß Wein,
Daß alla kenn lustig sein.
Wünsch enk a glückseligsneues Johr.
Aus: Das Bauernleben im Pustertal von Paul Tschurtschenthaler, Bozen, Vogelweider 1935, S. 45 – Quelle: digital.tessmann.it
Wie also sollte 2023 sein?
Ach ja, und Friede soll es 2023 mitbringen, das krause Christkind, das wäre das Dringendste und zugleich das Unglaublichste.
Ich möchte nämlich 2024 schon noch einmal auf diesem Planeten die Jungen singen hören:
RILLA! ROLLA! VORAUS VOLLA!