Worte der letzten Kaiserin Österreichs (Eine Mini-Serie). Heute das Wort „Menschenmaterial“.
QUELLE: Kaiserin Zita in ihren persönlichen Erinnerungen. FILMPORTRÄT von 1972 (Dauer 1:00:20)
Ab Minute 34 spricht die letzte Kaiserin Österreichs vom Kriegseintritt Amerikas 1917. Es tritt das Wort Material auf, im Sinn eines übermächtigen, noch nie gesehenen Einsatzes von Mitteln.
(34:05) „Inzwischen war Amerika in den Krieg eingetreten. Und damit war jegliche Aussicht auf ein glückliches Ende des Krieges ausgeschlossen. Amerika konnte herüberbringen an die Alliierten Material und Menschen soviel sie wollten. Wohingegen wir nur mehr eine eingeschlossene Festung repräsentierten.“ (34:30)
Und jetzt kommt’s:
(34:31) „Unser Menschenmaterial unser Nahrungsmaterial und alles was dazu notwendig war, um einen Krieg zu führen, war erschöpft oder nahezu völlig erschöpft. Es war klar, dass wir keinen Winter mehr überleben würden.“ (34:45)
Zitathintergrund
Lange Zeit habe ich den Sager „Menschenmaterial“ unserer letzten Kaiserin und verehrten, großen Frau übel genommen. Ich sah in dem Begriff das fast unfreiwillige Aufblitzen alter absolutistischer Gesinnung, die Menschen als Untertanen und Untertanen als Besitz und Besitz eben als Material betrachtet. Doch muss man diese unglückliche Ausdrucksweise von Zita im Zusammenhang mit dem Schock sehen, der angesichts der schier unerschöpflichen Mittel der Vereinigten Staaten in Österreich eintrat. Heutige Herrscher würden das Wort „Ressourcen“ verwenden. Den Anstoß zu diesem Zita-Zitat hat eine frische Bemerkung gegeben, Putin würde den Ukrainekrieg wegen seines unerschöpflichen „Materials“ an Menschen gewinnen. Fragezeichen erlaubt. Der Streit Materie gegen Geist bleibt aktuell.
Noch ein Hinweis
Grossartig der Blog von Marieke „The Bax of Things“ und ihr Aufsatz zu Kaiserin Zita
https://baxofthings.wordpress.com/2021/05/14/zita-the-last-empress-of-austria/
