Faschismus „aufarbeiten“ à la Deutschland? Stol – stolto – stoltissimo.
Die Gentile-Briefmarke bringt nun auch die Athesia dazu, vom Liegestuhl aufzustehen und die Sonnenbrille abzunehmen. Nun muss Italien Farbe bekennen sagt der Kommentar von STOL-Ressortleiter Arnold Sorg.
«In Deutschland» unvorstellbar, so eine Briefmarke, legt Sorg schon gleich die moralische Elle vor, anhand der er die 2. Herausgabe der Gentile-Briefmarke in Italien zu messen gedenkt. Deutschland ist auch Sorgs unanfechtbarer Richter, wenn es um die Strafe für diese philatelistische «Wiederbetätigung» geht. Italien müsse Abbitte leisten für die Briefmarke: sonst falle Italien «in Ungnade» (Kaiserin Ursula, gell?). Stell dir das einmal vor: Italien fällt bei den Deutschen (= Europa) in Ungnade, weil es eine Gentile-Briefmarke herausgibt!? Ich glaube, der Sorg will sogar die Näncy überholen…
Nein, am deutschen Wesen mag die Welt nicht mehr genesen. Nie wieder. Und das erst recht, nachdem wir mit Faeser und Co. vor Augen haben, wohin die so genannte Aufarbeitung der Vergangenheit führt: Geradewegs hinein in einen neuen Faschismus mit umgekehrten Vorzeichen. Sorg, sorge dich nicht, lass die Deutschen allein Deutsche sein. Damit sind sie gestraft genug. Und Sorg, sag bitte nicht: «Es ist endlich an der Zeit, dass auch Italien mit seiner Vergangenheit aufräumt.» Was ist das doch für ein widersinniges Unterfangen, die eigene Vergangenheit «aufräumen» zu wollen? Als ob man dadurch auch nur ein einziges Jota ändern und ungeschehen machen könnte! Faschismus «aufarbeiten» heißt doch nichts anderes als sichtbare Spuren verwischen oder tilgen (siehe den rasierten Adlerhorst in Berchtesgaden, Titelbild), Ereignisse litaneihaft mit schwersten moralischen Negativurteilen belegen («größtes Verbrechen der Menschheitsgeschichte»), und sich selbst reinwaschen wollen von aller Zugehörigkeit und Mitverantwortung. Das alles geht nicht ohne die Umdeutung einer ganzen Menge von Kausalitäten, was intellektuell, ethisch und sogar wissenschaftlich äußerst zweifelhaft ist. Am Ende ist alles bloße Kosmetik, die den Kern des Problems unberührt und intakt lässt. Angesichts der neuen, heutigen Faschismen bin ich sogar geneigt, eine Art von Ehrenrettung der historischen Faschismen wagen zu wollen. Lupenrein oder nicht, ich bewundere die Italiener dafür, dass sie gerade nicht dem kindischen und gefährlichen Spiel der deutschen Selbstverleugnung folgen.
Wir sehen uns vielleicht einmal in Predappio (bis Rimini ist’s nicht weit!).
Zwei Sorg-Zitate auf Stol.it, die politisch ganz nahe an (it.) „stolto“ liegen (= töricht)
«Offenbar hat Italien immer noch nichts aus seiner Vergangenheit gelernt. Wie sonst kommt es, dass man einen lupenreinen Faschisten noch mit einer Sonder-Briefmarke ehrt?»
«SVP-Obmann Dieter Steger fordert jedenfalls, dass sich die italienische Regierung davon distanziert. Und das muss sie auch. Will sie in Europa nicht in Ungnade fallen.»