Inbegriff des verschwenderischen Zeugens der Natur, Sinnbild des Liebestaumels und der Sterblichkeit: Schön ist so ein Feuerspiel!
Zeitnoten
In China und Japan früh zur Kunst vollendet: „Blumenfeuer“ (Hanabi).
Im Barock Höhepunkt in Verbindung mit Musik und Herrscherpracht.
Im weltweiten Westen Neujahrsgruß, Nationalfeiertag, Großveranstaltung.
Was Feuerwerk ist
Aristokratisches Vergnügen – demokratisches Selbstbewusstsein – individualistische Lebensfreude; Prachtvolle Verschwendung als Selbstzweck – Anti-Puritanisch – Kunstvolle Demonstration von Macht – Sinnbild der Vergänglichkeit – Schönheit des Augenblicks – Pure Lebensfreude – Kollektive Ekstase – «Spectaculum».
Lebensspritzer
Ich sage und ergänze: farbenfrohes, lautstarkes Sinnbild der Liebe – männliche Ejakulation, weiblicher Orgasmus. Das Abspritzen von unzähligen Leuchtpunkten wie das Verstreuen von Samen: Inbegriff des verschwenderischen Zeugens der Natur, Sinnbild des Liebestaumels und der Sterblichkeit. Das Aufschießen, das sprengende Platzen, das krachende Leuchten, das bunte Färben: unvergleichlich schöne Sinnesdarstellung der Lebens- und Liebes-Leidenschaft – ihrer Einmaligkeit im Aufbrausen und Absterben – Gleichnis des Lebens.
Feuerwerksfeinde
Umgekehrt sind die führenden Un-Freunde des Feuerwerks auszumachen in den Geizigen, den Kleinmütigen und Engherzigen, den seelisch gehemmten oder zutiefst Geschädigten, welche die pure Macht- und Lebensfreude eines verschwenderischen, vergänglichen Feuerwerks auf den Tod nicht ertragen können und noch dazu zu feig sind, dies zuzugeben.
Sie führen Ausreden an, warum Feuerwerk verboten sein soll: das Verständlichste ist noch die Brandgefahr, aber seit es bestens ausgerüstete Feuerwehren gibt, zieht das nicht mehr so.
Also werfen sich die Neo-Puritaner und die mißgünstigen Philister (innen!) voll auf vorgeschobene Nutzen- und Zweck-Rationalisierungen wie ‚Brot statt Böller‘ und neuestens Klimarettung, Umweltschutz, Tierwohl.
Feuerwerk Ja oder Nein?
Der Kulturkampf zwischen Vitalisten und Neo-Puritanern entzündet sich auch bei uns just vor Silvester an der Frage Feuerwerk – Ja oder Nein? Zu meinem sehr geringen Erstaunen mache ich dabei eine vage Frontlinie zwischen weiblicher Anpassung (Konformismus) und männlicher Selbstbehauptung (Rationalität) aus.
Der Standpunkt der Weiblichkeit:
A: «aus Umwelt- und vor allem aus Tierschutzgründen nicht zeitgemäß»
B: «im Sinne der Nachhaltigkeit werden private Feuerwerke nicht genehmigt»
Der Standpunkt der Männlichkeit:
A: «Feuerwerk macht Freude»
B: «5 km weniger mit dem Auto sind 5 Raketen mehr.»
C: «Wer sich um Tiere sorgt, soll zu Silvester auf seinen Teller schauen»
(ausgeführt HIER)
Unterm Strich freuen wir uns in Lana schon sehr auf das jährliche Silvester-Feuerwerk auf dem Burghügel von Braunsberg. Veranstaltet vom Bürgermeister Harald Stauder nach dem Moto ein großes und schönes Feuerwerk für alle a regola d’arte, statt mickriger Dutzendware hier und dort.
Die vielen und letztlich rationalen Genießer wünschen den Philisterinnen etwas mehr Mut, Großherzigkeit und Lebensfreude.
In Vorfreude auf die Neujahrsnacht hier der Kehrreim des Wiener Liedes «Schön ist so ein Ringelspiel» von Herz/Leopoldi 1932 in leicht abgewandelter Form:
Schön ist so ein Feuerspiel!
Das is a Hetz und kost net viel…
Damit auch der kleine Mann
sich eine Freude leisten kann.
Kunterbunt schießt es und kracht,
Klein und Groß von Herzen lacht.
Man kann sagen, was man will,
schön ist so ein Feuerspiel!