Vegan essen ist in, und für die Pet-Fans kommt das vegane Laborfleisch. Aber der Mensch ist und bleibt ein Fleischesser. Wie seine Katze.
Ich bleibe bei meinem Fleisch, dem echten. So wie eine Katze sich nicht dafür schämt, Mäuse zu essen, oder ein Frosch Fliegen, so stehe auch ich zur angestammten Freßart meiner Gattung. Der Schöpfer wird sich schon was dabei gedacht haben. Aber das ist für die jungen Gottlosen eh kein Thema. Die essen kein oder nicht so oft Fleisch aus moralischen und vorgeblich auch aus gesundheitlichen Gründen. Die moralischen kann ich verstehen. Niemand tötet gerne einen «pet», also einen tierischen Spiel- und Kuschel-Kameraden, um ihn zu verspeisen. Jeder hat durch Disney die Bambi-Augen im Kopf, wenn Kalb oder Wild aufgetischt werden.
Die eher intellektuellen Fleischverzichter verweisen auf die schlechte Öko- und Klimabilanz der Tierhaltung. Da ist die Argumentationsluft schon viel dünner. Schließlich furzen auch acht Milliarden Menschen. Am wenigsten triftig ist das Gesundheitsargument. Das «Zipperlein» (Arthrose) aufgrund von zu viel Fleischgenuss ist schon von Wilhelm Busch her bekannt. Aber ein gesundes Maß an Fleisch ist nicht nur gesund, sondern lebenswichtig: Eben weil der Mensch eine «Katze» ist – ein Raubtier eben. Die Aufzählung der lebenswichtigen Stoffe im Fleisch überlasse ich Dr. Google.
Eine «Sünde» gibt es dennoch beim Fleischverzehr. Die ist keine 60 Jahre alt. Es ist das im Kühlregal des Supermarkts in Plastikfolie verpackte Schnitzel ohne Fett, ohne Sehnen, ohne Knochen zum Preis von 2 Kilo Kartoffeln. Dieses jeder biologischen Eigenheit entfremdete «Material» wandert millionenfach über die Kassenbänder. Weil ein Tier nur beschränkte Anteile an reinem Muskelfleisch hat, werden auf diese Weise Millionen und Millionen Tiere mehr geschlachtet, als wenn der Mensch auch die knochigen, fetten, inneren und zäheren Teile essen würde – so wie eine Katze, die (sofern nicht Whiskas-verwöhnt) die ganze Maus isst und von ihr gar nichts übrig lässt.
In meiner Fleischverzehrkultur versuche ich, der mausenden Katze zu folgen: Ich nehme vom Lamm den Hals, die Rippen, den ganzen Schlegel, vom Kalb Bries, Brustkern, Haxe, Leber, Niere, vom Rind Beinfleisch, Wangen, Kutteln, vom Schwein den Bauchspeck samt Schwarte, vom Vogelvieh alles außer Knochen und Federn, vom Wild alles wie bei Kitz und Lamm. Und bei den meisten dieser Fleisch-Einkäufe bekommt mein Kater Theo auch noch satt was ab. Lungenbraten, Lende, Hüfte und wie sie sonst alle heißen, die edlen Muskelteile, die kommen nur zu feierlichen Anlässen auf den Tisch – Filets nie.
Durch die «Anti-Filet-Politik» versuche ich, in meinem Kleinen («nel mio piccolo») der Massenschlachtung entgegen zu wirken. Es sollte kein Kalb für ein Filet sterben müssen. Mit dieser Politik erliege ich nicht der Doppelmoral der Fleischverzichter, die neunmal vegatarisch essen und dann, einmal, für ein edles Muskelteil ein ganzes Tier opfern (die Industrie wird den rest schon entsorgen). Ich bekenne mich zum Fleisch, kulinarisch wie gesundheitlich, aber ich wähle den schwierigeren Weg: statt dem platten Verzicht mit gelegentlichen Ausnahmen nehme ich einen weit größeren Verarbeitungs- und Entsorgungsaufwand in Kauf. Ein Dankeschön für das Tieropfer im Tischgebet ist ohnehin ein Muss: Es hält den ethischen Fleischesser an, Maß zu halten. Was gesundheitlich sehr von Vorteil ist.