DIE MEINUNGSTRÄGER

Georg Dekas
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12. Januar 2025

Sie wissen es besser. Menschen wie du und ich sind nur Idioten. Gut, dass es Musk und X gibt.

Vom westlichen Grundverständnis her sollten alle Leute frei sein, sich das Medium auszuwählen, das ihnen zusagt. Die einen lesen Dolomiten, die anderen sind auf  Tiktok, die meisten sind Nutzer mehrerer Medien. Die fortgeschrittenen Mediennutzer schätzen es, eine breite, ja kontroverse  Auswahl zu haben. Egal welche und wieviele: Eine westliche Demokratie zeichnet sich aus, dass es nur wenige und klare Verbote gibt, aber keine obrigkeitlich verordneten Ausblendungen, Einschnitte und Vorgaben, die auf die Lenkung und Gleichschaltung von Gedanken aus sind.

Mit der WHO-Pandemie von 2020 hat es sich leider herausgestellt, dass auch westliche Staaten autoritäre Lenkungsmaßnahmen ergriffen haben, weit über den notwendigen Gesundheitsschutz hinaus. Gerade im Bereich der digitalen Medien. Dabei ist es geblieben, und das Nichtsprechendürfen hat sich ausgeweitet. «Versuche einmal, das Wort Gaza einzugeben, du wirst nichts finden», sagt Marco Travaglio, einer der besten Medienleute Italiens, zu Lilli Gruber (ehemals Neumarkt). Die unterbricht ihn arrogant und scharf: der etablierte Journalismus soll durch Faktenchecker «gesicherte Wahrheiten» verbreiten. Sozusagen im Monopol. Travaglio: «Wer maßt sich an, der «Wahrheitsminister» zu sein?»

An dieser Stelle kommt das mächtige Medium X von Elon Musk ins Spiel. Und X kommt ins Fadenkreuz der Meinungsprivilegierten. Was, Herr Inhaber erlaubt es sich, die eine und andere Meinung abzugeben? Doch, er darf. Wäre ja noch schöner, wenn nicht. Auch wenn Primadonnen in Berlin und London das als «Einmischung» empfinden. Des Inhabers erklärtes Ziel ist es, dass jeder andere Mensch auf der ganzen Welt ebenfalls seine legale, eigene Meinung kundtun darf auf X. Auch ist jeder frei, den Dienst von X nicht zu nutzen. Oder sich von X trennen und eine andere digitale Heimat suchen.

Gänzlich daneben ist, was deutsche Bildungsmoralisten aufführen. Dutzende Hochschulen sollen ihren Platz auf X verlassen haben oder verlassen wollen, darunter auch unsere Alma Mater Oenipontiana unter ihrer woken Führung («Dolomiten» berichtet 11.1. d.J.). Das ist völlig in Ordnung, würden sie es nicht allesamt im Stil des moralischen Weltuntergangs tun. In Bozen setzt der Präsident der Eurac noch eins drauf. «Musk hat Twitter in einen Misthaufen verwandelt», weiß der Bildungsbürokrat. Der Anmaßung nicht genug, setzt der Eurac-Chef die Keule an: «Jetzt kann jeder Idiot … hinausposaunen».

Nun gut, ich bin ein solcher Idiot. Ich wusste gar nicht, dass die Eurac 700 Mitarbeiter hat. Denn in meinem idiotisch engen Blickfeld hat die Eurac, eine Art Südtiroler Reserve-Uni, die am Landestropf hängt, noch nie etwas produziert, das die Öffentlichkeit bewegt und die eingesetzen Steuermittel gerechtfertigt hätte – außer natürlich 700 Kostgänger plus kollaterale Nutznießer zu unterhalten, die bei Wahlen das Kreuz an der richtigen Stelle machen. Und jetzt meint der Herr Präsident, Musks X sei ein Misthaufen und jeder sei ein Idiot, der einen unautorisierten, freien Gedanken bringt, pardon, hinausposaunt. Schönes Demokratieverständnis, indeed.

Jetzt verstehe ich auch, warum im besagten Artikel eingangs von den «Meinungsträgern» die Rede ist. Der Online-Duden sagt: «Suchtreffer für Meinungsträger – Leider ergab Ihre Suchanfrage keine Treffer. Meinten Sie Zeitungsträger, Leistungsträger oder Zeitungsträgerin?» Der Eurac-Präsident ebenso wie die Gruber fühlen sich wohl nicht als «Meinungsträger» im Sinne von Sherpas, sondern höhergestellte «Verantwortungsträger»; mit anderen Worten, privilegierte Meinungsinhaber. Tut mir leid, sage ich, der posaunende Idiot, die Zeiten des Ancien Regime sind seit Internet auch in der Gedankenwelt vorbei. Die Freiheit der Gedanken ist beschwerlich. Beschwerlich ist auch die Demokratie und die Bewahrung von Fortschritt, Wahreit und Menschenwürde. Aber wir müssen uns der Herausforderung stellen. Elon Musk ist kein «Einmischer», er ist ein Pionier.  Das Raunzen der Pharisäer gibt es gratis dazu.

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