die russen können propaganda. und erheben sie zur kunst.
In der Zeit von Litho und Repro im Offsetdruck (1900 bis 1980) entstand eine reiche Plakatkunst, in der noch die künstlerische Zeichnung vorherrschte. Neben der Produktwerbung nutzten diese Form der werbenden Kommunikation die Regierungen, um ihre Schlagworte und Botschaften ins Bewusstsein der Massen einzuhämmern. Als 1980 die digitale Bildbearbeitung Einzug in die Druckhäuser hielt, bedeutete das den Siegeszug der Fotografie. Die „reale“ Abbildung verdrängte die zeichnerische und damit primär künstlerischen Darstellung. Mit Internet, Video und digitaler Filmsprache kehren die Elemente künstlerischer und freier Imagination wieder zurück.
Russische Plakatkunst
Besonders erfolgreich und ausdrucksstark finde ich die russischen Plakate aus der Sowjetzeit (1917-1991). Dies nicht nur, weil namhafte Künstler, z.B. die Expressionisten der 1920er Jahre, tätig waren, sondern auch wegen der typisch russischen Tradition der Ikone. Ich sehe in der sowjetischen und nun auch in der postmodernen russischen Bildkunst durch KI eine gerade Linie herüber von der religiösen Bildverehrung mittels Ikonen. Seine Kraft gewinnt dieser russische „Ikonismus“ sicher auch durch die Konzentration der Inhalte. Zuerst waren es die Direktiven des Obersten Sowjet in der „Diktatur des Proletariats“, dann der Kampf gegen die Hitler-Deutschen, heute ist es der Überlebenskampf im globalistischen System.
Russische KI
Mir scheint nun, dass die Russen mit der aufkommenden KI (Künstlichen Intelligenz) wieder an die ikonographische Tradition der Sowjetkunst anknüpfen. Nachgerade in der werbenden politischen Kommunikation, altmodisch Propaganda genannt. Die politischen Illustrationen, die ich seit einiger Zeit im Online-Nachrichtenportal „RT“ sehe (Akronym für Russia Today) gehen unzweifelhaft in diese Richtung.
Neue Bildsprache
Die potenten Gestaltungsmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz eröffnen eine ganz neue Bildsprache auch in der politschen Propagand, und ich finde, dass die Russen hier ihre ikonographische, ihre literarische und ihre ideologische Tradition auf das Beste fortsetzen.
Merkmale der Russen-KI
Die Bilder auf RT.DE machen einen starken Eindruck, sie erwecken Staunen und Schrecken zugleich, bereiten jenen Schuss Lust, der in dem „Aha“ liegtt, wenn man intuitiv und instant erfasst, was gesagt werden will. Diese KI-Bilder haben etwas an sich, das an die handgefertigten Phantasie-Illustrationen der alten deutschen Märchenbücher erinnert, besonders von Grimms Märchen, wo die kindhafte Unschuld (Rotkäppchen) und die Idylle (Haus im Wald) immer auch die lauernde Gefahr, das Ungeheuerliche des Lebens und die rettende Gewalt (Wolf und Jäger) mit im Bild hatten. Die Bildsprache der Russen-KI, wie ich sie vereinfachend nenne, hat, obwohl statisch, alle Merkmale und den Zauber des Fantasy-Kinos in sich. Nicht nur Fantasy-Kino, auch Elemente aus dem Cartoon, aus monumentalen Kriegs- und Katastrophenfilmen, aus Epen wie „Der Da Vinci Code“ klingen an.
Die globale Schlacht, bebildert
Im Folgenden eine kleine Sammlung aus dem Jahr 2024 auf RT.DE. Gegenstand dieser schaurig-schönen Illus sind Themen aus dem erneuten Machtkampf um die globale Herrschaft der Giganten Amerika (Westen), Russland und China (Osten), der sich hart und gnadenlos im erbitterten Krieg im Donbass zeigt. Anhand der künstlerischen Gestaltungskraft würde ich sagen: Russland ist zurück! (Russia is Back!)
Die Bildrechte der mit Bildschirmfoto aus RT.DE geborgten Abbildungen liegen bei Sputnik/RIA Novosti.