Ich höre alles (c) dege 2023

GANZ OHR, OHO!

Georg Dekas
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14. Dezember 2024

Der Artikel „Ganz Ohr“ von A. Oberhofer verschwindet ganz plötzlich.

Am Samstag den 14. Dezember 2024 postet Artur Oberhofer auf tageszeitung.it um 03.43 Uhr morgens einen Artikel. der es in sich hat. Deswegen ist er etwas später am selben Tag nicht mehr auffindbar. Er wurde gelöscht. Zu brisant?

«Am vorgestrigen Dienstag», so begann der Artikel, den ich nun aus dem Gedächtnis abrufe, habe der Carabinieri-Oberstleutnant Platzgummer den Obersten Beamten der Landesverwaltung, Eros Magnago, angerufen und ihm gesagt, er möge Büros im Palais Widmann freimachen, seine Einheit, die ROS der Carabinieri, hätte etwas zu erledigen. Also kamen die Männer der Informatik-Polizei und holten in den Büros der Landeschefs Wanzen heraus, die dort seit Jahren installiert gewesen waren …in den Büros von Kompatschers engsten Mitarbeitern, den Magnagos, Steiners, Stofners, usw.

Der Artikelschreiber Oberhofer erklärt nun ziemlich ausführlich, dass die Polizei solche Wanzen nachts anbringt, indem sie Putzpersonal unter Druck setzt, dann erzählt er, dass die Abhörvorschriften bei Ermittlungen, die als «Antimafia» klassifiziert sind, viel leichter erlaubt sind als bei Kriminalfällen.

Der Chefredakteur der «Neuen Südtiroler Tageszeitung» und Spezialist für Kriminalfälle, mit ausgezeichnetem Draht zu Polizei und Justiz, Artur Oberhofer, streut dann den aktuellen Hintergrund ein: Es werde in Südtirol zur Zeit ein 1.186 starker Polizeibericht geteilt (!), der die Ermittlungen, also auch dieAbhörergebnisse der Operation «Romeo» im kleinsten Detail protokolliert.

Damit wechselt Oberhofer von der Politik zu Heinz Peter Hager, dem Wirtschaftsprüfer und Immobilienunternehmer, der gerade eben in dieser Aktion der Staatsanwaltschaft Trient angeklagt ist, eine «kriminelle Vereinigung nach Mafia-Art» zu unterhalten, und schreibt: «Heinz Peter Hager ist ohnehin ein gläserner Mensch». Die ROS-Carabinieri hätten ihn jahrelang abgehört. Es habe Wanzen gegeben in seinem Büro, in seinem «stillen Kämmerlein» in der Kaiserkron (Restaurant im selben Haus, dem Palais Pock in Bozen); auf seinem Smartphone seien Trojaner eingeschleust worden, die auch seine Gespräche auf der Straße und in seinen Bozner Stammlokalen aufgezeichnet hätten.

Ja, und nun habe sich herausgestellt, dass auch die Spitzenbeamten (und damit indirekt auch die Landesregierung) alle ihre Unterredungen im Büro und am Telefon im Beisein der ROS-Sondereinheit der Carabinieri geführt hätten.

«Unzählige Beifunde» seien da gemacht wurden, belastendes Zeug über die autorisierten Ermittlungen hinaus, aus denen sich «neue Ermittlungsstränge» ergeben könnten, so Oberhofer. Und er schließt mit dem Schmatz: Die Wanzen seien nach Ende der autorisierten Ermittlungen nicht abgebaut worden, hätten bis gestern noch ihren Dienst getan.

Ein tolles Stück, das der Oberhofer hier liefert, müsste eigentlich eine Bombe werden, denke ich mir, als ich den langen Artikel um 05:30 gelesen habe. Ich denke an das, was mir neulich ein Freund sagte, nämlich dass in dem über 1000 Seiten Wälzer erfasst ist, dass die Journalisten Oberhofer und Franceschini auf Weisung und in Regie von Hager Veröffentlichungen getätigt haben. Da kommt einem das Buch «Freunde im Edelweiß» in den Sinn. Schon damals fand ich es unfassbar, dass abgehörte Telefone schamlos von Journalisten ausgenutzt werden und sich die Politik darüber steuern lässt.

Wie dem auch sei, denk‘ ich mir, aber könnte dieser «Enthüllungsartikel» von heute früh möglicherweise ein Präventivschlag von „Freund“ Oberhofer sein, um am Ende nicht ganz alleine mit seiner verlorenen Unschuld da zu stehen am Pranger, den er selbst mit aufgebaut hat? Denn immerhin scheint er jetzt illustre Gesellschaft an seiner Seite zu haben.

Gestärkt wird dieser Verdacht durch einen Kommentar, den ich um acht Uhr früh in der gedruckten «Dolomiten» lese. Schreibt dort einer auf Seite drei, die Ermittlungen im Fall Hager bringen an den Tag, dass auch «manche Journalistenkollegen», die noch vor wenigen Monaten mit dem Zeigefinger auf andere zeigten, nicht mehr die ganz reine Weste hätten und es mit dem Berufsethos nicht ganz ernst zu nehmen scheinen. Aha, die Szene weiß schon alles. Und als ich nachmittags den Oho-Artikel nochmal suche, heißt es «not found». Wer da zum Frühstück wohl den Tribus und den Oberhofer angerufen haben mag?

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