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MOTORÖL DER VOLKSWIRTSCHAFT

Georg Dekas
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7. August 2024

Steuerhinterziehung ist halb so wild.

Ach ja, die so genannte Steuerhinterziehung! 800 Millionen € pro Jahr sollen es allein in Südtirol sein. Manche* finden das entsetzlich und träumen davon, welche „essenziellen“ öffentlichen Dienste sie dafür bekommen könnten. Statt zu sehen, dass bei vollem Erfolg des Fiskus weitere 800 Millionen von der (Landes-) Politik entweder verprasst oder mehr schlecht als recht verwaltet würden. 

Die Gesamtrechnung schaut ganz anders aus. Die durchschnittliche Steuerbelastung der arbeitenden Bürger steht um die 40 % und reicht bei Firmen bis an die 60 %. Da ist das natürliche Maß an Besteuerung zu Gunsten gemeinnütziger Ausgaben längst überschritten. Silvio Berlusconi war 1994 in Italien angetreten mit dem Grundsatz, 33% der persönlichen Einkünfte sei das Höchste an Steuern, das verlangt werden dürfe. Dieser natürliche und faire Teilungsschlüssel ist bis heute ein unerfüllter Traum geblieben.

Wird das natürliche Maß von einem Drittel an Steuern überzogen, nimmt der Drang nach einer Steuer-„Korrektur“ durch den Bürger gewaltig zu. Das nennt der Fiskus dann Steuerhinterziehung. In Wirklichkeit ist es aktiver Widerstand gegen einen gefräßigen Staatsapparat. Es ist eine Art Notwehr, die durchaus gute Früchte trägt. Der Teil an Steuern, der dem Fiskus entgeht, wird ja nicht verbrannt, sondern wird von den Bürgern selber eingesetzt – meist sogar ziemlich nutzbringend. Dem Staatsapparat vorenthaltene Steuern bleiben im Kreislauf der Volkswirtschaft.

Diese Schattensummen sind in Wahrheit selbstverwaltete Mittel mit der Funktion eines Motoröls. Mag der Staat wohl das Gehäuse, Getriebe und die Kolben sein – das Schwarzgeld an der Politik vorbei ist jedenfalls der Saft, der alles wie geschmiert am Laufen hält. Schreiber, die sich das Hemd von Staatsbeamten überziehen, sehen das natürlich anders. 

 

* So wie der Kolumnist einer hiesigen Tageszeitung, siehe hier (Dolomiten 07.08.2024 – Vorausgeschickt: Steuerhinterziehung im digitalen Zeitalter von A. Zingerle)

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