Jürgen Anderlans „Ab in den Steinbruch“ und die „Rote Linie“ vor dem Landtag? Beides ist Pop. Der Ungeist jedoch lauert hinter den Tafelehaltern.
Angefangen mit dem Tafele-Halten hat der Jörg Haider 1994 (YT/ORF, min.22:22). Erst vor kurzem wurde einem spanischen EU-Parlamentarier das Mikro abgedreht, als er am Schluss seiner Rede medienwirksam zwei „Tafelen“ mit der Aufschrift „Green Deal“ und „Agenda 2030“ zerknüllte. Und nun kommen die grünlinken Abgeordneten aus dem Bozner Landtag und heben fotowirksam ihre Tafelen gegen „Kollege“ JWAs Steinbruch- Sager hoch. Ihr Motto: Gegen Hass und Hetze. Nein, diese Abgeordneten werden nicht abgedreht. Sie wissen um ihre Macht und sie wissen, die Medien und Kanäle sind verrückt nach Bildern.
Was ist der Stein des Anstoßes? Es ist der sprichwörtliche Steinbruch, in den JWA jene schickt, welche die Schäden der Corona-Zwangspolitik verursacht und zu verantworten haben. Jürgen Wirth-Anderlan wählte dafür ein Wortbild, das aus einem US-Comic, z.B. The Daltons im Steinbruch, (wie in Titelbild oben) stammen könnte. Nicht schlimmer als ein flapsiger Spruch aus einem Hollywood-Action-Thriller, wie sie zur besten Sendezeit im ORF abgenudelt werden (mit „hasta la vista“, „fuck you“ und viel Päng Päng).
Kräftige Kost, ähnlich wie vom bibeltreuen Dr. Martin Luther serviert und zu literarischen Ehren erhoben. Der Gründer der Evangelisch-protestantischen Kirche war für seine derbe Sprache berühmt. Den Papst betitelte er „Eselfurzbapst“ und seinen katholischen Widersacher Dr. Eck nannte er «Dreck“. Berühmt ist Luthers Satz: „Aus einem verzagten Arsch fährt kein fröhlicher Furz“. Und tatsächlich, fröhlichen Furz gab es keinen hinter der roten Papier-Linie der Krawattis und Merkel-Hosenträger vor dem Bozner Landtag.
Dafür durfte man die deutsch-ladinische Schutzpartei SVP brav aufgereiht mitten im grünalternativen Lager bestaunen. Der hochkorrekte Neuankömmling Stauder, der in seinem Video-Wahlkampf heftig mit rechtspopulistischen Reizen gelockt und sich als TV-Matador der ersten Landtagsstunde für die deutsche Muttersprache an Südtirols Schulen nach vorne talkte, hielt stolz ein italienisches Taferl mit der Aufschrift „insulto“ in die Kameras. Nicht genug für den Stauder. In der freundlichen Berichterstattung der „Dolomiten“ tags darauf darf der SVP-Landessekretär in spe die rote Jagd auf JWA mit den Worten eröffnen: Wer hier nicht mitmacht, „stellt sich ganz klar ins Abseits“ (DOL, 8. Mai 2024).
Erinnert Ihr euch an die schwarze Covid-Zeit? Als „Cruella“ Edstadler denen, die nicht mitmachten, das Heimat- und Bürgerrecht entziehen wollte? Sie hat sich dafür entschuldigt, aber der Stauder hat immer noch diesen spalterischen Covid-Sprech drauf. Ist dieses Ins-Abseits-Stellen etwa besser als „Ab in den Steinbruch“? Nein, es meint dasselbe – nur näselnder.
Derweil grinst sich der Wendel eins und springt nach der Show wie das tapfere Schneiderlein über den roten Papp-Streifen am Boden: ‚Zwanzig auf einen Streich!‘
Nein, jetzt im Ernst. Jürgen Wirth Anderlan hat schon vor dem roten Happening am 7. Mai ernsthaft und ohne audiovisuelles Bauern-Comic auf die Kritik an ihm geantwortet, und zwar in einem Leserbrief. Zitat: «Wie viele Menschen habe ich zu Hause eingesperrt oder gekündigt? Fakt ist: Im Gegensatz zu anderen habe ich nie jemandem geschadet». Er werde auch weiterhin seine Meinung offen sagen. «Auch wenn ich – nach dem toleranten Verständnis von Frau Benin Bernard [SVP-Bürgermeisterin von Kaltern, m. Anm.] – ‚das Anrecht verwirkt habe, über Südtirol und seine Menschen zu sprechen‘.» (DOL 4./5. Mai 2024).