Kann und soll eine Sammelpartei überhaupt „geschlossen“ auftreten wie unter einem Feldwebel? Die Meraner SVP will Gleichschritt.
Im Vorbericht der „Dolomiten“ zur SVP-Landesversammlung darf Katharina Zeller (SVP Meran) sagen: [Ziele] „leistbaren Wohnraum zu schaffen und die Klimakrise sozial vertretbar zu bewältigen. Dabei ist es unerlässlich, in die Kommunikation zu investieren, um […] eine gemeinsame Vision zu vermitteln. Wir müssen alles daran legen […] geschlossen aufzutreten.“
Im Gleichschritt marsch!
Abgesehen davon, dass es zwar Unwetter, aber längst keine „Klimakrise“ gibt und dass die Formel „leistbaren Wohnraum schaffen“ eine nette Umschreibung für Beton auf Teufel komm raus ist, vertritt die Tochter prominenter SVP-Eltern einen Parteikurs, der an Preußens Drill oder auch an sowjetische Partei-Kader erinnert: „Gemeinsam“ denken und „geschlossen auftreten“ heißt nichts anderes als im Gleichschritt einem Führer hinterher zu marschieren. Wie in der digitalen Kommunikationswelt ein solches Feldwebel-Prinzip überhaupt möglich ist, und ob das einer Sammelpartei, die von links bis rechts geht, überhaupt gut tut, das wissen offensichtlich die Götter (vom Küchelberg).
Lehrgeld bezahlt
Natürlich, da die eigene Kommunikation der SVP Meran (ist gleich Katharina Zeller und Reinhard Bauer) das heiß geliebte Vorhaben einer Standseilbahn durch den Küchelberg nach Schenna überhaupt erst versenkt hat, glaubt die Zellerin unbedingt in „Kommunikation“ investieren zu müssen. Ihr blinder Fleck ist der, dass nicht die emsige Kommunikation, sondern die vorgebrachten Argumente für die Standseilbahn zu schwach, teilweise glatt unwahr und vor allem intransparent (Stichwort PPP) waren. Zellers Kommunikation selber war zwar teilweise tollpatschig („auf ein Abendessen nach Schenna“) bis naiv („26% weniger Verkehr“), wurde aber stets bevorzugt von den Leitmedien transportiert. Da fehlt si nix, sagt der Meraner.
Es gibt kein Zurück
Nur kommt sie mit der Ziel-Prämisse „gemeinsam“ und „geschlossen“ für jede Kommunikationstechnik ungefähr 50 Jahre zu spät. Vor einem halben Jahrhundert nämlich stellte die „Dolomiten“ – und nur sie – die Einheitsmeinung für Südtirol her („gemeinsam und geschlossen“). Seitdem ist der Pluralismus ins Land gekommen, die Demokratie ist aufgeblüht, die Präpotenz der Mächtigen freilich auch, aber diese wurde durchsichtiger, und ist heute dank des Internet nahezu transparent sichtbar. Die individuelle Kommunikation Dank Internet ebenso wie die individuelle Fortbewegung Dank u.a. dem Verbrennungsmotor sind technologische und kulturelle Errungenschaften, hinter die es kein Zurück gibt. Dass Zellers SVP unter diesen Bedingungen zur „einen, gemeinsamen Vision“ und zum „geschlossenen“ Gleichschritt kommt, ist nicht vorstellbar – einmal in einer durchorganisierten Gesinnungsdiktatur à la Faeser/Haldenwang.
Offene Gesellschaft, offene Kommunikation
Besser als diese „geschlossene“ altväterische Einstellung aus dem Kalten Krieg ist, die offene Gesellschaft und ihre offene Kommunikation endlich anzunehmen und weiter zu entwickeln (statt einzubremsen). Für die Politik bedeutet das, dass Entscheide zu Vektoren werden, die sich aus der offenen, vielseitigen und abgeglichenen Meinungsbildung ergeben, nicht aus den Marschbefehlen von „Experten“ und „Politikern“.