In dieser Folge 3 von Meraner Mundart geht es um Gestalten und Typen. Die Ausdrücke spiegeln die Eigenheit der alten Tiroler Bauernsprache wider, die offensichtlich gerade für die menschlichen Schwächen ein breites Vokabular zu besitzen scheint.
Das Wörterbuch aus dem Fremdenführer für Meran aus dem Jahr 1887 hat gar viele Ausdrücke, mit denen Gestalten und Typen bedacht wurden – oft in abschätziger, verächtlicher oder zumindest spöttischer Weise. Manche sind in Vergessenheit geraten, andere wieder sind so „normal“ wie eh und je.
Wörter von 1887, die man heute nicht mehr kennt
Bluiwasch (Tölpel)
Danderling (Knirps)
Ganker (Teufel)
Bipper (Indianer)
Gsellpriester (Hilfspriester)
Gschuich (schlechtes Weib)
Hear (Priester), heute „Herr“
Hührlen (junge Mädchen)
Huttel schlechtes Weibsbild
Klaub-au‘ Knecht Ruprecht
a letzer (ordinairer Mensch)
Loabele (langweiliger Junge)
Loitl (dummer Junge)
a Minderer Mensch (von wenig Werth)
Raup (Gassenjunge)
Riepel (unruhiges Kind)
Seachtnerin (Wäscherin)
Selbstlerin (für sich allein wohnendes Weib)
Todtenfroa (Bestatter = froh ü. Tod v. a., weil Verdienst)
Tscherfler (Mensch m. schlürfendem Gang)
Tscherkele (kleine watschlige Person), wenn, dann bekannt als Tschorg
Gramp (Hökerin)
Zazzerl (Wickelkind) – wenn, dann wär’s „Zazzele“
Wörter von 1887, die man noch kennt, aber selten oder nicht gebraucht
Döht (Pate) heute Teit
Göd (Pate) heute Gout
Godel (Patin) heute Goutl
Nahndel (Grossmutter)
Nena (Grossvater)
Buhneler (Bahnarbeiter), heute Seilbahnschaffner
Fretter (Herabgekommener), heute Gfretter (a Gfrett = Elend)
Kloatz(unleidlicher Mensch), heute Klosterfrau
laber Mensch (Mensch ohne Saft und Kraft)
Pfott (Weibsbild)
Zoch (Mannsbild)
Zussel (abgerissenes Frauenzimmer)
Wörter von 1887, die man noch kennt und gebraucht
Gitsch (junges Mädchen)
Dolm (dummer Mensch)
Heiter(armer Mensch)
Högel (Kerl), heute Hegl (a takter Hegl)
Laggl (großer, vierschrotiger Mensch)
Lapp (dummer Mensch), heute Lopp
Louter unheimlicher Mensch
Rahtschkathel (Klatschbase) heute Ratschkattl
Schlatterer (Vagabund)
schiechs Gas (zerlumptes Volk), heute „Gas“
Tartscher (unsauberer Mensch), heute Kind, das kleckert
Zackler (abgerissener Mensch) heute Zoggler = Penner
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Die ganz üblen Wörter: Zoch, Pfott, Zoggler, Zussl,Schlatterer, Gas
Vergessen, aber originell: Selbstlerin, Zazzele
SINGLE
Selbstlerin, selbstverständlich auch Selbstler, (oder einfach Selbster) das wäre die geniale Entsprechung von „Single“ – eben mit jener leichten Ironie, die der psychologischen Wirklichkeit der Singles so nahe kommt. Eine Ironie, die heute verpönt ist, gerade weil sie einen wahren Kern trifft. Das Wort wird demnach in der Schublade bleiben.
SASSA
Eine hochbedeutsame Begrifflichkeit steckt im Wort Zazzele. Eigentlich meint es das Ergebnis eines Liebesaktes. Zazzen, Gezazze ist das alte Wort für „decken“, also Liebe machen. Vielleicht stammt das Wort „Satz“ im Sinne von Sprung noch in dieses Fach. Auf südtirolerisch gibt es das Verb „satzen“ in der Bedeutung laufen, rennen. Am Ende haben wir noch den Tausendsassa und …die Laubensassa von der TZ!
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Demnächst erscheint Folge 4, die sich mit den Bezeichnungen für Gefühle und Gemütszustände in der alten Meraner Mundart befasst.